Allen Frances ist einer der bekanntesten amerikanischen Psychiater. Für Diskussionen hat diesen Frühling sein Buch «Normal» gesorgt. In diesem kritisiert der 71-Jährige, dass heute bei psychischen Problemen viel zu schnell psychische Störungen diagnostiziert würden, obwohl sich die Probleme eigentlich im Bereich des Normalen bewegten. Im Fokus von Frances’ Kritik steht die fünfte Ausgabe des amerikanischen Psychiatriehandbuchs, welche die Kriterien für psychische Krankheiten ausgeweitet hat. So hätten sich die Diagnosen für Autismus und bipolare Störung bei Kindern seit der Publikation des letzten Handbuchs 1994 vervierzigfacht. Zwei Drittel aller eingenommenen Medikamente sind unnötig, die Kosten für Anti-Depressiva in USA alleine betragen zwölf Milliarden Dollar pro Jahr. Zudem sterben hierzulande mehr Leute an einer Überdosis von Medikamenten als einer Drogenüberdosis. Mehr…