Lola Young, Baroness Young of Hornsey © Forum Alpbach
Lola Young, Baroness Young of Hornsey © Forum Alpbach

Europäisches Forum Alpbach 2013

Lola Young, Baroness Young of Hornsey © Forum AlpbachDas Europäische Forum Alpbach 2013 steht unter dem Generalthema „Erfahrungen und Werte“. Diese beiden Begriffe stehen zueinander in einem Spannungsverhältnis, wie es größer kaum gedacht werden könnte: Während man nach den Erfahrungen zweier Weltkriege in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts die Sinnhaftigkeit von herkömmlichen Werten immer mehr bezweifeln musste, ist es in der zweiten Hälfte möglich geworden, die Unantastbarkeit der Würde des Menschen in Verfassungen auf ewig zu verankern und den europäischen Einigungsprozess auf Basis eines umfassenden Grundrechtsvertrags so voran zu treiben, dass Krieg unter den alten europäischen Rivalen undenkbar geworden ist.

Dennoch bleibt die Frage, wie sehr wir uns bei der Gestaltung unserer Zukunft von Erfahrungen oder von Werten oder von beiden leiten lassen. Das Spannungsverhältnis zwischen den gesellschaftlichen Entwicklungen und unseren Grundwerten und Erwartungshaltungen wird auch weiterhin der wichtigste Antriebsmotor unseres Handelns bleiben. In diesem Sinne versprach das Europäische Forum Alpbach 2013 im wahrsten Sinne des Wortes ‚spannend’ zu werden.

Im August wurde das Tiroler Bergdorf Alpbach für knappe drei Wochen zu einem internationalen „Dorf der Denker“, zum „anderen Zauberberg“ (Otto Molden). Zur Teilnahme eingeladen sind interessierte TeilnehmerInnen aus allen Gesellschaftsbereichen. Zu den Referenten und Impulsgebern beim Europäischen Forum Alpbach zählen WissenschaftlerInnen, ExpertInnen und VerantwortungsträgerInnen ebenso wie PraktikerInnen und StudentInnen. Beim Forum geht es nicht um Gleichklang, sondern um Vielfalt. Kontroversielle Diskussionen der Wissensgrundlagen, des Standes der Forschung und der Problemstellungen unserer Zeit standen im Vordergrund. Inmitten der Natur hatten die TeilnehmerInnen die Gelegenheit, spannende Impulsgeber kennenzulernen und das eigene kritische Denken neu zu entdecken.

Mittlerweile folgen jährlich mehr als 3.000 Menschen aus über 60 Staaten unserer Einladung, am Europäischen Forum Alpbach teilzunehmen. Die Teilnahme steht allen Interessierten offen. Die Veranstaltungen werden in deutscher oder englischer Sprache durchgeführt.

TeilnehmerInnen aus über 60 Ländern waren bei der Eröffnung des Europäischen Forums Alpbach 2013 anwesend. In ihren Eröffnungsreden vertieften der finnische Geschichtsprofessor Bo Stråth und die britische Kulturaktivistin und Mitglied des House of Lords, Lola Young, das Generalthema „Erfahrungen und Werte“. Der Kompositionsauftrag für ein Musikstück, das bei der Eröffnung des Forums zur Uraufführung gelangt, erging dieses Jahr an den Tiroler Komponisten Hermann Pallhuber.
Insgesamt erwartet das Forum heuer wieder 4.000 TeilnehmerInnen aus über 70 Ländern, darunter über 700 Vortragende und 700 StipendiatInnen.

Die beiden Eröffnungsredner der Seminarwoche könnten unterschiedlicher nicht sein: Der finnische Geschichtsprofessor Bo Stråth erklärte Zusammenhängeund Unterschiede der wichtigsten „europäischen“ Ereignisse der letzen 200 Jahre und stellte fest, dass die derzeitige Krise keine ökonomische, sondern eine konzeptionelle und weiter eine „moralische“ Krise ist; die britische Kulturaktivisitin, Professorin und
Mitglied des „House of Lords“, Baroness Lola Young, plädierte in ihrer passioniertenRede dafür, das eigene Mode- und Konsumverhalten kritisch zu hinterfragen und die eigenen Werte und Ansichten beim täglichen Konsum nicht außen vorzulassen. Gemeinsam war den beiden der Fokus auf das Generalthema des Europäischen Forums Alpbach 2013 „Erfahrungen und Werte“.

Das Potenzial, das in solchen gegensätzlichen Ansätzen und ReferentInnen steckt, hat für Franz Fischler, Präsident des Europäischen Forums Alpbach, durchausProgramm: „Allein das Thema des heurigen Jahres, „Erfahrungen und Werte“, ist in sich bereits  enorm spannungsgeladen. Wir wollen dabei nicht Geschichtsforschung betreiben und schon gar nicht die Wertelosigkeit unserer Gesellschaft bejammern, sondern über nachhaltige Zukunftsentwürfe diskutieren.“ Um dies auch zu ermöglichen, wurde heuer die Zahl der reinen Präsentationsveranstaltungen eingeschränkt und stattdessen mehr Arbeitskreise eingebaut.
Auch setzt man verstärkt auf kontroversielle Formate, z.B. „one-to-one“ bei den Wirtschaftsgesprächen, in denen unterschiedliche Standpunkte in möglichst großer Tiefenschärfe ausgeleuchtet werden.

Die Seminarwoche ist das wissenschaftliche Herzstück des europäischen Forums Alpbach: 16 einwöchige interdisziplinäre Seminare untersuchen das Generalthema aus verschiedensten Blickwinkeln – heuer u. a. die Themen Open Data und Cyberspace, Weltraumforschung, die Rolle des Europäischen Gerichtshofes für Menschenrechte, das Böse in der Kunst, die Herkunft Europäischer Werte, Migration, Verhaltensökonomie
und Synthetische Biologie. Jeweils zwei renommierte ExpertInnen unterrichten die über 500 SeminarteilnehmerInnen eine Woche lang.

Auch in seinem Außenauftritt zeigte das Europäische Forum Alpbach einen neuen Ansatz: „Wir wollen ein Fenster aufmachen und die Inhalte und Diskussionen, die wir hier in Alpbach haben, einem breiten, interessierten Publikum zugänglich machen“, so Franz Fischler. 12 junge angehende Journalisten aus 11 Ländern werden unter der Anleitung von Michael Fleischhacker im Rahmen der Alpbacher Medienakademie drei Wochen lang über das Europäische Forum Alpbach berichten. Ihre Beiträge sind auf der Website www.alpbach.org sowie in der neukonzipierten gedruckten täglichen Auflage der „Alpbach News“ zugänglich.

www.alpbach.org/de

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Congress Centrum Alpbach – Green Meeting Events
Nachhaltigkeit als Kernkompetenz
 

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Nachhaltigkeit + die Entdeckung Trojanischer Pferde…

Populäre Projektionen dessen, wie eine Bewusstseinsveränderung aussehen wird, sind in den meisten Fällen nur eine Neugestaltung der „alten Denkschablonen „. Eine größere, bessere Box, in der das Paradigma aufgewertet wird, das die Bedingungen verbessert, unter denen wir unsere Sucht auf eine „grüne“ Art und Weise genießen können.

So wichtig wie das ökologische Bewusstsein ist, es ist nicht genug. Das neue Paradigma kann nicht aus der intellektuellen Abstraktion einer dualistischen Interpretation einer „besseren Welt“ verwirklicht werden, die auf der Infrastruktur der existierenden Varianten-Matrix aufbaut, die dieses Paradigma erzeugt.

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