Sorgt das Freihandelsabkommen TTIP dafür, dass gentechnisch veränderte Lebensmittel unbemerkt in deutschen Supermärkten landen? Die Bundesregierung verneint das – drückt sich aber vor einer klaren Stellungnahme. Die USA haben laut dem Wissenschaftlichen Dienst des Bundestags Klagen angekündigt, sollte die EU eine entsprechende Kennzeichnungspflicht einführen.
Der Grünen-Sprecher für Gentechnik ärgert sich vor allem über den Vorschlag des US-Landwirtschaftsministers Tom Vilsack, Fleisch, Milch oder Eier von Tieren, die mit gentechnisch veränderten Pflanzen gefüttert wurden, nur mit einem Barcode zu kennzeichnen – sodass die Informationen ausschließlich per Smartphone abgerufen werden können. Auch Verbraucherschützer kritisieren das, denn so hätten Menschen ohne entsprechende Geräte keine Chance, die Informationen abzurufen.
Diese vermeintlich elegante Kennzeichnungslösung wurde schon seit dem Sommer 2014 verbreitet. Und zwar ganz ungeniert auf Vorschlag von Nestlé. Der Lebensmittelkonzern könnte schließlich gut damit leben, dass die vielen Produkte mit gentechnisch veränderten Zutaten im Sortiment nicht allzu leicht zu erkennen sind. spiegel
Scheinheilig veröffentlicht die Bundesregierung nun auf ihren Seiten einen öffentlichen Diskurs ihrer Meinung nach sogenannte Bürgerdialoge:
Unter dem Motto „TTIP WIR MÜSSEN REDEN“ veranstaltet die Europa-Union Deutschland eine Reihe von Bürgerdialogen. Interessierte sind eingeladen, mit Experten aus Politik, Wirtschaft, Verbänden und der Zivilgesellschaft über die Chancen und Risiken der transatlantischen Partnerschaft zu diskutieren.
Das Freihandelsabkommen ist eines der wichtigsten Projekte seit Jahrzehnten und betrifft 800 Millionen Menschen. Um die Diskussion zu versachlichen, lädt die Europa Union Deutschland (EUD) zu überparteilichen Bürgerdialogen im gesamten Bundesgebiet ein.
TTIP soll zu besseren Standards und zu mehr Arbeitsplätzen führen. Es soll zu einem noch besseren Warenaustausch zwischen Europa und Amerika beitragen. Dabei ist klar, dass das Freihandelsabkommen keineswegs zur Absenkung von geltenden Regelungen der EU-Mitgliedsstaaten zum Schutz der Umwelt, der Verbraucher und der Gesundheit führen darf. Dennoch werden die Auswirkungen des Handelsabkommens kontrovers in der Bevölkerung debattiert. Die Bundesregierung setzt sich für Transparenz in dem Verhandlungsprozess ein. Diesem Zweck dient auch der Bürgerdialog der EUD.
„Essen ohne Gentechnik“
Während sich die Regierung in taktischen Massnahmen nicht aus der Deckung hervorkommt und ihre üblichen Spielchen nicht transparenter Interessen spielt, muss man sich fragen, ob nur noch Berater und Experten die Regierung beeinflussen und wo die Meinung und Entscheidungen der Bürger noch Vertreter finden?
Greenpeace hat in diesem Zusammenhang einen Einkaufsratgeber erstellt. Greenpeace fragte bei 13 großen deutschen Supermarktketten nach, ob sie bei der Herstellung ihrer Eigenmarken – etwa Edekas Gut&Günstig oder Lidls Milbona – gentechnisch veränderte Futtermittel einsetzen. Das erfreuliche Ergebnis: Es tut sich was; immer mehr Händler verzichten.
Pluspunkte für Kennzeichnung
Setzen Handelsketten freiwillig das Siegel „Ohne Gentechnik“ ein, wird das im Einkaufsratgeber anerkannt. Denn für Verbraucher ist ohne Markierung kaum zu erkennen, ob Schnitzel, Joghurt oder Ei mit Hilfe von Gen-Futter produziert wurden. Eine Kennzeichnungspflicht gibt es für diese Produkte bisher nicht. Wer den Anbau riskanter Gen-Pflanzen also beim Einkauf nicht unterstützen will, sollte auf das Siegel achten. Oder Bio-Produkte wählen: Bei deren Erzeugung kommt Gentechnik nicht ins Futter. Edeka und Rewe zum Beispiel setzen das Siegel ein. „Das zeigt, dass die Unternehmen die Umstellung ernst nehmen und dauerhaft eine Lösung anstreben“, so Töwe.
Verbraucherproteste wirken
„Es ist noch viel zu tun, aber wir kommen Schritt für Schritt voran“, erklärt Töwe. Dazu trügen vor allem auch die Proteste der Verbraucher bei. Die hatten sich gewehrt, als die Geflügelbranche kürzlich ankündigte, nach 14 Jahren gentechnikfreier Fütterung wieder auf Gen-Futter umzusteigen – im September vergangenen Jahres ruderten die Geflügelproduzenten zurück. „Vielleicht war es ein Test, um zu sehen, ob die Gentechnik salonfähig geworden ist“, vermutet Töwe. „Doch sie ist es nicht – der Protest der Verbraucher war eindeutig. Und er ist offenbar auch bei den Handelsketten angekommen.“
Hier können Sie den aktuellen Greenpeace-Ratgeber „Essen ohne Gentechnik“ bestellen.
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Ratgeber „Essen ohne Gentechnik“