Trotz des allgemeinen Eindrucks, den die Medien verbreiten und der durch die Rekorde an den amerikanischen und japanischen Aktienmärkten bestätigt zu werden scheint, dass sich die Weltwirtschaft sich in einer Schönwetterzone befinde, verliert sie deutlich an Fahrt und eine allgemeine Rezession zeichnet sich ab. Die verschiedenen Akteure sind sich dessen sehr wohl bewusst und angesichts der Gefahr eines unmittelbar bevorstehenden Konjunktureinbruchs legen die Staaten und Regionen verschiedene Strategien auf, mit denen die Folgen gedämpft werden sollen.
Einige davon scheinen eher von Verzweiflung diktiert zu sein oder sind wie das Greifen nach dem letzten Strohhalm, anderen hingegen zeigen, dass eine ernsthafte Anpassung an die gegenwärtigen Umwälzungen der Weltordnung geplant wird. Und es überrascht nicht zu sehen, dass die Verzweiflungsstrategien von den „Mächten der Welt von Gestern“ verfolgt werden, denen andere Optionen nicht länger offen stehen.
Verschiedene Indizien zeigen, dass die Konjunkturkurve schon sehr bald nach unten zeigen wird. Dabei darf man sich das aber nicht als Ende und Umkehr eines Aufschwungs verstehen; denn die Realwirtschaft hat sich bei genauer Betrachtung von der Katastrophe der Krise im Jahr 2008 nie richtig erholt. Nicht der Aufschwung ist zu Ende; vielmehr verschärft sich die Krise.
An Hinweisen darauf fehlt es nicht. Europa steckt bereits in der Rezession. Die Ausfuhren aus China, das gerne als „Werkbank der Welt“ bezeichnet wird, sind stark rückläufig und auch die weiteren chinesischen Wirtschaftsindikatoren geben nach; besonders Besorgnis erregend ist die massive Kreditblase, die entstanden ist.
Australiens Wirtschaft, die mit ihrer Abhängigkeit von Rohstoffausfuhren ein guter Hinweisgeber auf den Zustand der globalen Wirtschaft ist, schwächt sich massiv ab. Auch die Verbraucher schwächeln. Die Einzelhandelsumsätze in den USA gehen zurück.
Die zweifelhaften Geschäfte der Banken
Dennoch wissen alle Banken, dass ein neuer Sturm sich zusammenbraut und nutzen alle ihnen zur Verfügung stehenden legalen oder auch weniger legalen Mittel, um ihre Schäfchen ins Trockene zu bringen ; um die eigenen Profite zu retten, scheinen ihnen alle Tricks erlaubt zu sein, auch zum Schaden der anderen Banken. Mit diesem Wissen im Hinterkopf muss man die fantastischen Bilanzen der verschiedenen Banken nach dem ersten Quartal lesen, mit denen Investoren angelockt werden und das Debakel zumindest hinausgeschoben wird. Und dieses Wissen hilft auch zu vermuten, dass der Minicrash des Goldpreises Mitte April wohl auch von einer oder mehrerer dieser Banken organisiert wurde.
Diese knallharten Auseinandersetzungen inmitten einer Wirtschaftskrise werden nicht spurlos an den Banken vorüber gehen und einige besonders schwer getroffene werden den Sturm nicht unbeschadet überstehen. Umso mehr, da nun die Banken auch neuen Gegnern gegenüber stehen, nämlich den Staaten.
Goldstrategie der Schwellenländer
Während einige Länder ihre Volkswirtschaften abschotten, um überleben zu können, Steuergelder aus Steuerparadiesen einfordern und gleichzeitig zulassen, dass ihre Banken wenig koschere Methoden anwenden, um Konkurs zu vermeiden, haben andere sich entschieden, auf Gold zu setzen. Während Papiergold einen massiven Crash Mitte April erlitt, war hingegen die Nachfrage nach physischem Gold noch nie so groß wie gegenwärtig, was bestätigt, dass die beiden Märkte sich nun auseinander entwickeln. Was wird passieren, wenn sich weltweit die Erkenntnis durchsetzt, dass die Wertpapiere, die Ansprüche auf Goldlieferungen verbriefen, nicht eingelöst werden können, weil dieses Gold nicht existiert? Wenn das Eigentumsrecht an einem Goldbarren ins Leere greift? Wenn das Wertpapier sich also als wertlos herausstellt? Wir können damit davon ausgehen, dass der Preis für Papiergold erneut massiv unter Druck geraten wird. Deshalb gibt es schon Makler, die keinerlei gehebelten Papiergoldkäufe mehr akzeptieren. Dass Papiergold heute nicht mehr von dem selben Vertrauen profitiert wie physisches Gold, zeigt, dass allgemein das Vertrauen in die Finanzindustrie und ihre Produkte schwindet; und ohne Vertrauen sind große Probleme programmiert.
Physisches Gold hingegen hat noch schöne Tage vor sich. China hat dies sehr wohl verstanden und kauft Gold in riesigen Mengen. Die große Nachfrage ist von ihrer Bedeutung her nicht zu unterschätzen : Zum einen zeigt sie, dass China versucht, sich von der Abhängigkeit vom Dollar zu lösen, zum anderen, dass das Land sich gegen zukünftige Wirtschaftskatastrophen absichern möchte, und schließlich auch, dass die chinesische Regierung wohl davon ausgeht, dass der Yuan nur den Status einer internationalen Währungen erringen kann, wenn die chinesische Zentralbank über Goldreserven verfügt. Überhaupt könnte Gold in einem neuen internationalen Währungssystem überragend wichtig werden – vorausschauend handelt, wer schon heute dafür sorgt, möglichst viel davon zu besitzen.
Genau dies ist die Strategie der BRICS: Allmählich ein neues internationales Währungssystem aufzubauen, in dem sie eine wichtigere Rolle einnehmen könnten ; dafür eliminieren sie immer mehr den Dollar aus ihren internen Handelsbeziehungen und wickeln ihren Handel in den eigenen Währungen ab. Der Wandel mag langsam erscheinen, vollzieht sich aber angesichts des enormen Änderungsbedarfs in Wirklichkeit sehr schnell und verschiebt den Schwerpunkt der globalen Wirtschaftsmacht immer stärker in Richtung der Schwellenländer. Das ist der Kern der umfassenden weltweiten Krise, die GEAB seit sieben Jahren Phase für Phase beschreibt und vorhersagt. Mit dem Machtgewinn für die BRICS geht zwangsläufig ein Machtverlust für den Westen und insbesondere die USA einher.
Auf dem Weg in die Welt von Morgen
Die aktuellen internationalen Entwicklungen zeigen, wie schnell sich die „Welt von Morgen“ bereits entwickelt und wie chaotisch ihr Weg werden könnte. Weil diese Krise, die wir jetzt erleben, nicht nur das Ende der „Welt von Gestern“ ist, sondern auch eine nie dagewesene Gelegenheit, eine „Welt von Morgen“ neu aufzubauen, vorausgesetzt, dass wir uns nicht über die Gefahren, Herausforderungen und Gelgegenheiten, die vor uns liegen, täuschen. Hoffnungen und Ängste: Welche Konflikte kann diese „Welt nach der Krise“ bringen? Wie können wir uns auf finanzielle und wirtschaftliche Verwerfungen, die in den nächsten Jahren auf uns zu kommen werden, vorbereiten? Wie können und sollen wir das als Europäer bewältigen? Wie werden insbesondere die aufstrebenden Mächte wie Brasilien, Indien Russland und China interagieren? Auf welche Schwierigkeiten werden diese Länder bei ihrem Aufstieg treffen? Wie können sich unsere Kinder positionieren, um sich als Bürger und Berufstätige auf die Welt von Morgen vorzubreiten? > Mehr…