By Christopher Crouzet (Own work) [CC BY-SA 4.0 (http://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0)], via Wikimedia Commons
by Christopher Crouzet, Taiwanese Monk at the Salar of Uyuni

ShareEconomy: Lost in Transition?

OuiShare – ShareEconomy ist ein globales Netzwerk von Menschen (Unternehmer, Designer, Maker, Forscher, Beamte, Bürger), die den Übergang zur einer stärker kollaborativ ausgerichteten Wirtschaft beschleunigen wollen. OuiShare ist eine gemeinnützige Organisation, die im Januar 2012 gegründete wurde. Das Ziel ist es, Ideen und Projekte zu verbinden und zu fördern, die sich für den gesellschaftlichen Nutzen des Teilens, der Zusammenarbeit und der Offenheit einsetzen.

Das dritte OuiShare Fest ist im Entstehen. Es findet vom 20. bis 22. Mai in Paris statt und das Thema des nächsten Festivals ist Lost in transition? Als wir uns vor ein paar Wochen in Paris für eine Brainstorming Session zu dem Thema des nächsten OuiShare Fests getroffen haben, hatten wir keine Ahnung, dass wir uns auf eine lange Reise voller hitziger Diskussionen, Fragen und vor allem, ganz unerwartet, auf eine Reise voller aufschlussreicher Einsichten über uns und darüber, womit wir uns identifizieren, begeben werden.
Diese Brainstorming Session war nicht unvorbereitet: als Grundlage für unsere Diskussion dienten uns einige Seiten voller Ideen in einem Google doc, dass gemeinsam mit unseren  Connectors aus der ganzen Welt entstanden war. Obwohl die Notizen chaotisch waren, zeigten sie doch, dass wir alle in eine ähnliche Richtung dachten: wir wussten, dass wir ein Thema wollten, das die enormen Herausforderungen des 21. Jahrhunderts widerspiegelt, denen sich die Gesellschaft stellen muss. Gleichzeitig sollte das Thema aufzeigen, wie man diese Herausforderungen überwinden kann, was weit über das Thema der Collaborative Economy. hinausgeht. Außerdem musste es für ein sehr bunt gemischtes Publikum gleichermaßen ansprechend sein: für Personen, die als Freiberufler oder in Start-ups, für die Regierung, Unternehmen, NGOs und an Universitäten arbeiten. Wir brauchten den richtigen Begriff dafür.

QuiShare

In dem Moment, in dem wir “Lost in Transition” (danke Ben) hörten, waren wir sofort in ihn verliebt, ebenso wir unsere Coworking-Freunde in der Mutinerie – aber nicht jeder war damit einverstanden. Nachdem wir uns mit der Idee an die anderen Connectors und unsere geliebten Berater in einer Facebook Diskussionsgruppe gewendet hatten, waren wir überrascht über den Widerstand, auf den unser Vorschlag traf. Bevor wir uns versahen, waren wir mitten in einer langen Diskussion mit über 60 leidenschaftlichen Kommentare –– was kein seltener Fall ist.

Auch wenn ich die Bedenken zu den Konnotationen mit “lost” teile, das ist was wir sind. LOST.” –  Simone Cicero*

Interessant war, dass dies uns zeigte, wie unterschiedlich die Assoziationen mit dem Wort “lost” sein können. Während viele nicht zufrieden mit der negativen Konnotation waren, gab es eine überraschende Anzahl an Personen, die das Verlorensein als etwas Positives sahen. Über einen Zeitraum von 2 Monaten sprachen wir mit Dutzenden Personen und kamen nicht umhin zu bemerken, dass es einen großen Generationsunterschied und einen geographischen Unterschied zwischen der Wahrnehmung von “lost in transition” gab. Wir erkannten, dass wir unerwartet auf ein Spannungsverhältnis zwischen zwei unterschiedlichen Denkweisen gestossen waren –– eine Spannung, die tiefgreifende Unterschiede in der Wahrnehmung des Bildes “lost” zwischen Europa und Nordamerika zeigt. Wir hatten auch das Gefühl, dass der Unterschied in der Haltung bis zu einem gewissen Grad generationsbedingt ist, d.h., dass Millenials scheinbar weniger Hoffnung auf eine glänzende Zukunft haben als Gen X und frühere Generationen.

Obwohl viele es vorziehen, Dinge in einem positiveren Licht zu sehen, mussten wir uns eingestehen, dass wir das Aufzeigen harter Realitäten eine Rolle war, die wir spielen wollten. Eine kritische Haltung einzunehmen ist ein wichtiger Teil unserer DNA. Wir glauben, dass die Fähigkeit, Dinge zu beleuchten, die fehlerhaft sind, uns helfen können Herausforderungen zu überwinden und Lösungen für die Zukunft zu finden. Seien wir ehrlich: sind wir nicht alle ein wenig verloren und zu ängstlich es zuzugeben?

In den Anfängen, inspirierte die Collaborative Economy Hoffnung und Zweck: in der Mitte von dem, was wie endlose Turbulenzen wirkten, schien die Entstehung von neuen Modellen und Praktiken, die Gleichgesinnte verbinden, als ein Licht am Ende eines dunklen Tunnels. Bekannt als sharing, collaborative, P2P- oder contributive Modelle, sie schienen einen Weg aufzuzeigen, der zu nachhaltigeren, faireren und menschenzentrierteren Formen sozialer Organisationen führen würde.

Es ist eine Art von Exodus oder Reise der Notwendigkeit, aber nicht von einem Land zum anderen, wie bei großen Völkerwanderung der Vergangenheit, sondern von einem System zum anderen” Neal Gorenflo*

Natürlich, die Dinge geschehen nie ganz, wie man sie erwartet. Es gab unzählige Debatten darüber, was diese verschiedenen Projekte und Praktiken bedeuten und welche Arten von Modellen wir loben sollten. Manche Vorzeigekinder der “Sharing” Economy entwickelten sich zu Milliarden-Dollar-Unternehmen, während andere in Vergessenheit geraten sind. Die Vorreiter der Collaborative Economy stehen vor vielen komplexen Fragen: von der Regulierung über Finanzierung hin zur Organisation in Zeiten ökologischer, wirtschaftlicher und gesellschaftlicher Unsicherheit. Nach unerbittlicher Kritik in den letzten Monaten scheint niemand noch ganz zu verstehen, ob die Collaborative Economy wirklich die lang gehegte Änderung bringen kann, die wir suchen, oder was “Erfolg” in der Collaborative Economy wirklich bedeutet. Das allgemeine Gefühl von Verwirrung und Unsicherheit in unserer Community sowie in der breiten Öffentlichkeit ist, was wir als “lost” bezeichnen. Das, was wir als war eine Gewissheit ansahen, verwandelte sich in ein großes Fragezeichen: Wohin gehen wir? Werden Modelle der Zusammenarbeit führen uns dahin? Welche? Sind die neuen Konzepte, auf die wir so sehr unsere Hoffnung setzen, schlußendlich doch fehlerhaft? Könnte die Collaborative Economy  am Ende noch zu einer ungleicheren Gesellschaft führen?

Eines ist sicher: wir sind mitten in einer wichtigen Übergangsphase, die wir verstehen müssen, um in der Lage zu sein, Maßnahmen zu ergreifen und in die Richtung zu steuern, in die wir gehen wollen. Die Collaborative Economy tritt ein in eine “kritische” Phase, in der sie auf den Prüfstand gestellt wird. Das sind jedoch gute Neuigkeiten, denn es zeigt, dass sie nicht mehr in ihren Kinderschuhen steckt. Verloren zu sein, bedeutet nicht, dass wir unsere Hoffnung auf ein glückliches Ende aufgeben sollten, sondern dass das Happy End von uns abhängt.

Wir müssen gute Geschichten erzählen. Aber ich glaube, dass aktuell ein guter Zeitpunkt für eine “ernstere” Geschichte ist.” – Juho Makkonen*

Letztendlich haben wir beschlossen, dass die Zweideutigkeit von “lost”, sowie der Widerstand auf den wir trafen, um so mehr ein Grund ist, diesen Begriff zu wählen. Wir wollten ein Thema das eine Debatte erzeugt, ja bei dem sich die Menschen ein wenig unwohl fühlen und das uns wieder zu der Wirklichkeit da draußen führt. Nur so können wir aus uns selbst herausgehen, die schwierigen Fragen stellen und gemeinsam Lösungen finden.

Im nächsten Mai, treffen sich Unternehmer und Social Innovators, Non-Profits und Führungskräfte, Grassroots-Aktivisten und Beamte mit uns in Paris zum OuiShare Fest  um sich diese Fragen gemeinsam zu stellen und um nach möglichen Antworten zu suchen. Sie kommen, um den Übergang zu einer auf Zusammenarbeit beruhenden Gesellschaft zu diskutieren, aufzubauen und diese gemeinsam zu kreieren.

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Redner

 

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Taiwanese Monk at the Salar of Uyuni, Bolivia – by Christopher Crouzet (Own work) [CC BY-SA 4.0], via Wikimedia Commons

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Nachhaltigkeit + die Entdeckung Trojanischer Pferde…

Populäre Projektionen dessen, wie eine Bewusstseinsveränderung aussehen wird, sind in den meisten Fällen nur eine Neugestaltung der „alten Denkschablonen „. Eine größere, bessere Box, in der das Paradigma aufgewertet wird, das die Bedingungen verbessert, unter denen wir unsere Sucht auf eine „grüne“ Art und Weise genießen können.

So wichtig wie das ökologische Bewusstsein ist, es ist nicht genug. Das neue Paradigma kann nicht aus der intellektuellen Abstraktion einer dualistischen Interpretation einer „besseren Welt“ verwirklicht werden, die auf der Infrastruktur der existierenden Varianten-Matrix aufbaut, die dieses Paradigma erzeugt.

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