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Foto von Possessed Photography

Technologie hat keine Ethik

Fall of Capitalism and the Internet of Things

Lange Zeit glaubte Evgeny Morozov, dass Blogs und soziale Netzwerke das Potential hätten, autoritäre Regime und Diktaturen zu stürzen. Mittlerweile hält er diese Form von Technologieoptimismus für Blödsinn und beschäftigt sich lieber mit den Risiken. Scharf kritisiert er auch den Glaube, es müsse für alle Probleme ein technische Lösung geben und man könne mit Apps den Klimawandel stoppen oder Politik per default demokratischer gestalten. Evgeny Morozov tritt diesem „Solutionism“ und dem ständigen Streben nach Perfektion entgegen.

„INTO THE WILD“– lautete das Motto des Festivals re:publica 2014, zu dessen achter Ausgabe 2014 mehr als 5.000 Gäste nach Berlin kamen. Mit ca.450 Rednerinnen und Redner aus über 30 Ländern fanden Aktivistinnen, Coder, Künstlerinnen, Geschäftsleute, Unternehmensvertreterinnen und viele andere Lebens- und Schaffensbereiche wie jedes Jahr zusammen. Über 250 Stunden Programm in 3 Tagen mit den wichtigsten Vor-, Mit- und Querdenkerinnen und Denkern des Netzes aus den Bereichen Politik, Wirtschaft, Wissenschaft, Kultur und Gesellschaft!  www.re-publica.de

Fast zeitgleich und ebenfalls in Berlin eine ähnliche Veranstaltung mit Namen: iico.de – Die wichtigsten Themen für digitales Business:

Visionäre Keynotes: Die Konferenz übersetzt die Trends von morgen in Handlungsempfehlungen für heute.

Keynote-Speaker war u.a. ein international bekannter Futurist, Author von fünf Büchern, Think-Tank Leader, Berater und Gründer: Gerd Leonhard. Er analysiert die Top Future Trends des Digital Business!
Mehr als 50 Vorträge in 3 Tagen über digitale Strategien und Lösungen! www.iico.de

Innovation überholt sich selbst

Der Innovationsdruck in den globalen Märkten ist ein Faktor, der sich verselbstständigt hat und beginnt, seine einstigen First-Mover und Gewinner selbst zu verzehren. Am Beispiel von Apple zeichnet sich eine Entwicklung ab, die aus gewisser Entfernung gesehen ein Muster offenbart: Gerade die Technolgie Branche ist immer schnelleren Zyklen unterworfen und erreicht irgendwann einen Höhepunkt, der eine Ablösung der Marktführerschaft ankündigt. Das heisst, es ist ein Wellenmuster erkennbar, wonach ein Peak oder Höhepunkt überschritten wird und eine neue Welle in Form eines neuen Unternehmens mit neuer Technologie mit neuen Geschäftsmodellen die Marktführerschaft übernimmt, bis auch dieses Unternehmen selbst dem Wellenmuster folgt.

Fall of Capitalism and the Internet of Things

Siehe auch: LOHAS-Film.de

Die Apple Revolution ist vorbei! Eines der wertvollsten Unternehmen der Welt scheint diesen Zenith überschritten zu haben, nicht nur was technologische Innovationen betrifft, sondern auch das Image ist angekratzt. Welche moralischen Prinzipien folgt Apple eigentlich, diese Frage wurde nie beantwortet nach den verheerenden Meldungen über die Zustände in den chinesischen Zulieferfabriken. Oder warum kann es sich ein Unternehmen mit 160 Milliarden Rücklagen nicht leisten, soziale Standards einzuhalten?

Zum Thema ist auch diese Einschätzung erhellend: 3,2 Milliarden Euro soll Apple für den Kopfhörerhersteller und Musik-Streaming-Dienst Beats geboten haben. Es ist ein verzweifelter Versuch, in einem Markt zu überleben, den der iPhone-Bauer einst selbst revolutionierte. Die Zeiten haben sich in der Tat geändert. Das iPhone, vor wenigen Jahren noch als genialstes Gadget des 21. Jahrhunderts gelobt, bekommt man in Läden wie RadioShack inzwischen nachgeworfen. Dieses Innovator’s Dilemma besagt: Statt in ihre Zukunft zu investieren, verteidigen viele ehemalige Innovatoren das, was sie selbst erschaffen haben. Weil sie zögern, werden sie von jüngeren innovativeren Firmen überholt, manche Firmen degenerieren zu einem Schatten ihrer selbst. spiegel.de

Die Internet-Technologie ist zum Schauplatz und Austragungsort virtueller Wirtschafts- und Lebensweise geworden, aber auch ein Cyber-War, also Kriegsschauplatz von kriminellen Aktivitäten bis hin zu gigantischen verdeckten Kontrollmechanismen z.B. der NSA, die durch den Whistleblower Edward Snowden ans Licht gebracht wurden.

Ordnung und Verwaltung des Internets?

Joseph S. Nye ist Mitglied des US National Intelligence Council und Professor an der Harvard Universität und setzt sich für Schaffung internationaler ordnungspolitischer Normen für das Internet ein. Die erste weltweite Konferenz über Ordnung und Verwaltung des Internets NETmundial fand in Brasilien statt, an der 800 Vertreter von Regierungen, Unternehmen, zivilgesellschaftlichen Organisationen und Techniker teilnahmen. Hier lässt sich ablesen, welche Rolle das Internet und Technologie in unserer heutigen Welt spielen und es ist anzunehmen, dass machtpolitische Interessen verschleiert werden und die Öffentlichkeit über die Medien mehrheitlich über neue „Smart Gadgets“ informiert werden als handfeste Kontrollabsichten. Der Titel „Schutz des Cyberspace“ ist hier vielleicht eher als Deckmantel für Lobbyismus nicht transparenter Interessen zu verstehen, jedenfalls ist die schmalspurige Darstellung der Thematik unter Ausblendung des NSA-Skandals wenig aussagekräftig.

Verlockung Internet, Wertschöpfung und Symptome von Burnout

Die Verdichtung der Informationsinhalte und Zuvielheit auf allen Kanälen und Ebenen ist scheinbar eine bis jetzt unerkannte Überforderung des Einzelnen sowie der Gesellschaft schlechthin. Die Informationsdichte und Geschwindigkeit der digitalen Medien und digitalisierten Wirtschaft hat eine Form angenommen, die Extreme hervorruft.

Jede neue Entwicklung in allen digitalen Bereichen kann zu Wertschöpfungen führen, was eine Art Goldgräberstimmung erzeugt hat. Die globale Vernetzung verbreitet heute jedes Businessmodell in neue Dimensionen, durch Omnipräsenz im Netz, globale Geldströme, Social Media und Marketing optimierter Zielgruppen, die weltweit erreichbar sind. Daraus ging auch die Revolution in der Musikbranche hervor, Online-Shops jeder Art und Größe oder die Welt der Smart Gadgets, mehr oder weniger auch elektronische Spielzeuge genannt. Dazu zählt die PC-Spieleindustrie selbst, Smartphones die mehr Computer sind als Telefone, Apps für Digital Devices, also kleinere Programme mit spezifischen Anwendungen jeder Art und ganz aktuell Entwicklungen der Share Economy oder Internet der Dinge.

Video > Look Up – A spoken word film for an online generation

Video > iDIOTS – Art + Design, Lifestyle, Technology

Doch hier zeichnet sich langsam aber sicher auch eine Problematik der Einseitigkeit ab, vor allem auf der sozialen, gesellschaftlichen und gesundheitlichen Ebene, und hier zunächst die mentale Gesundheit. Die sogenannte Leistungsgesellschaft besticht durch Einseitigkeit und Trennung zwischen privat und beruflichen Alltag und dem Glauben mit Technik und Systemdenken die Welt zu verbessern. Die Schwierigkeit liegt darin, dass die tatsächliche Verbesserung logisch nachvollziehbar ist, aber die zunächst unsichtbaren Einflüsse auf anderen Ebenen nachteilige Wirkung zeigen können. Einer Studie des Gallup-Instituts ist zu entnehmen, dass allein in Deutschland jährliche Kosten von ca. 125 Milliarden EUR zu beziffern sind, die sich von „schlechter Firmenkultur“ ableiten lassen, das heisst Demoralisierung, Imageverlust und Bürokratie.

Allgegenwärtig ist das Argument der globalen Märkte und der Wettbewerbszwang, dem wir uns meist unreflektiert unterwerfen.

Der „deutsche Mindset“ ist geprägt von einer überlieferten Mentalität und Kultur, die sich hartnäckig in unseren Köpfen festgesetzt hat. Aber nicht nur nationale Strömungen sind massgeblich, sondern das gesamte westliche System ist heute so komplex miteinander verwoben, dass uns die Übersicht verloren gegangen ist, welche Hebel wir in Bewegung setzen müssen, um ausgleichende Wirkung zu erzielen.

Work-Life-Balance oder Mindfulness sind zwei neue Begriffe, die in unserem Kulturraum noch relativ wenig Einzug gehalten haben, wenn man es Gesamtgesellschaftlich betrachtet. Dieser Trend von Mindfulness hat in den USA schon längst begonnen durch Anwendung im Arbeitsalltag, vor allem im Arbeitsalltag der High-Tech Unternehmen des Silicon Valley. Allerdings wird das inzwischen auch kontrovers diskutiert, im Sinne der Frage, ob hier durch firmeneigene Programme mit Yoga und Meditiation das Thema Work-Life-Balance nur als Baustein für Leistungserhalt im Unternehmen angewendet wird um die Gewinnmaximierung zu sichern. Dazu sind wohl keine Beweise nötig, ein persönlicher Mehrwert ist dennoch vorhanden.

Gesellschaftlich moralische Prinzipien sind deshalb nötig, da persönliche ethische  Werte nicht mehr zugänglich sind!

Wir müssen nur aufpassen, dass wir uns nicht in die Tasche lügen bei moralisch zweifelhaften Geschäftsmodellen, die Wertschöpfung und Gewinnmaximierung versprechen und erst nachträglich Studien in Auftrag geben zur Legitimierung oder durch Abwälzung auf globale Zwänge. Ein Beispiel auf hohen Niveau sind deutsche Waffenexporte, die so wenig wie möglich öffentlich benannt werden, sondern meist nur als anonyme Zahlenwerk auftauchen. In abgestufter Beurteilung trifft dies auf viele andere Geschäftsmodelle zu, die moralisch zumindest zweifelhaft sind, ethisch gesehen gar nicht tragbar.

LINK
Deutsche Mentalität, Startups + Wirtschaft
Achtsamkeit + Mindful Business
Achtsamkeit bzw. Mindfulness – ein Geschäftsmodell?

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Nachhaltigkeit + die Entdeckung Trojanischer Pferde…

Populäre Projektionen dessen, wie eine Bewusstseinsveränderung aussehen wird, sind in den meisten Fällen nur eine Neugestaltung der „alten Denkschablonen „. Eine größere, bessere Box, in der das Paradigma aufgewertet wird, das die Bedingungen verbessert, unter denen wir unsere Sucht auf eine „grüne“ Art und Weise genießen können.

So wichtig wie das ökologische Bewusstsein ist, es ist nicht genug. Das neue Paradigma kann nicht aus der intellektuellen Abstraktion einer dualistischen Interpretation einer „besseren Welt“ verwirklicht werden, die auf der Infrastruktur der existierenden Varianten-Matrix aufbaut, die dieses Paradigma erzeugt.

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