Wachstumsdämmerung Der Planet leidet unter Modernisierungsstress. Gemessen an ihrer Gesamtbilanz sind alle Nachhaltigkeitsbemühungen fehlgeschlagen. Es findet sich kein ökologisch relevantes Handlungsfeld, in dem die Summe bekannter und neuer Schadensaktivitäten nicht permanent zugenommen hätte. Vormals ökologisch verträgliche Lebensstile sind den Verlockungen des digital-kosmopolitischen Komforts anheimgefallen. Die Anzahl gebildeter, sich moralisch korrekt gerierender Menschen, deren globaler Aktionsradius einen individuellen CO2-Fußabdruck hinterlässt, der alles Bisherige übertrifft, explodiert. Demokratische Regulative – ganz gleich ob Politik, Bildung, Erziehung oder Medien – sind zu willfährigen Erfüllungsgehilfen einer öko-suizidalen Daseinsform geworden, die als sozialer Fortschritt verklärt wird. Sie wetteifern darin, jede beliebige Klientel mit ständig neuen Freiheits- und Wohlstandsangeboten zu beglücken: Genug ist nicht genug, denn die Gier scheint mit dem bereits Erreichten zu wachsen. Niko Paech, der Verstoßene Wachstumskritiker – ZEIT vergeht Politische Gestaltungsprinzipien sind aufs dumpfe Niveau des Geschenkeausteilens herabgesunken. Nur keine Konflikte oder Einsichten in die Notwendigkeit einer Selbstbegrenzung riskieren! Die Moderne scheitert an der Heuchelei ihrer intellektuellen Nutznießer, die sich antrainiert haben, jedes egozentrische Mittel der Selbstentfaltung mit einem vermeintlich aufgeklärten Zweck zu heiligen. Nun hängt die Zukunft an einer Avantgarde, die es ertragen können muss, dafür beschimpft zu werden, dass sie sich der Fortschrittsreligion verweigert. Denn nachdem die Genügsamkeit ausgestorben ist, stirbt als nächstes die menschliche Zivilisation. Individuen darin zu stärken, unter bescheidenen Bedingungen ein resilientes und würdiges Dasein zu meistern, ist die demokratische Alternative zu einer Politik, die auf unerreichbare Mehrheiten setzt. Und die seit jeher so erfolgreich ist wie ein Hund, der den Mond anbellt. Niko Paech / OYA Online