In seinem früheren Buch „Geld und Magie” deutet Hans Christoph Binswanger die moderne Wirtschaft anhand von Goethes Faust. „Kennzeichen der Magie ist, dass etwas mühelos, ohne Einsatz geschieht, und das sehr schnell und praktisch unbegrenzt.” Mit der Lizenz, Geld zu drucken, wurde eine maßlose Beschleunigung in Gang gesetzt. „Der Mensch setzt sich an die Stelle der Zeit.” Damit wurde das Bewusstsein von der Begrenztheit aller Ressourcen untergraben. Das ist der Pakt mit Mephisto: „Die Zeit soll ihm verlorengehen, wenn er den höchsten Augenblick erreicht. Den erreicht Faust, als er meint, dauerhaftes Wirtschaftswachstum verwirklicht zu haben. Das ist der rote Faden, der sich durch die gesamte Tragödie zieht.” Dass die Verleugnung der Endlichkeit auf Dauer nicht gut gehen kann, liegt auf der Hand. Kann sie von einer an das Wachstum glaubenden Wirtschaft überhaupt zurückgenommen werden? „Im ,Faust’ räumt der Kaiser den Banken das Privileg ein, Banknoten auszugeben und so Papiergeld zu schaffen. Heutzutage haben die Banken vom Staat die Lizenz, Buchgeld zu schaffen. Der Staat unterstützt das insofern, als jedermann das Buchgeld in Bargeld umwandeln kann. Der Staat hat damit auch die Verantwortung dafür, was er inszeniert.” Hans Christoph Binswanger