Ist es nicht seltsam, dass man in einer der reichsten Gesellschaften der Erde aufwachsen und trotzdem keinerlei Zukunftsvision haben kann? Was schmerzlich fehlt, sind Visionen, konkrete Utopien, Aussichten wie man die Welt, die eigene Gesellschaft, das individuelle Leben so verändern kann, dass es zugleich lustvoller und weniger zerstörerisch gelebt werden kann, als es in der Gegenwart der Fall ist. Statt Apokalypse: Zukünftigkeit. Statt ohnmächtig machendem Lamento: Selbstermächtigung. Die Welt ist zum Verändern da, nicht zum Ertragen. Wenn sich das herumspricht, kommen auch wieder Zukunftsbilder in unsere Welt. Der Soziologe Harald Welzer ist Professor für Transformationsdesign in Flensburg und Direktor von „Futurzwei – Stiftung Zukunftsfähigkeit“. Die Welt steht am Abgrund. Klimawandel, Bienensterben und Verschmutzung der Meere drohen. Das bekommt man tagtäglich zu hören. Was uns dagegen schmerzlich fehle, seien positive Zukunftsvorstellungen und Ideen? Die Szene nervt mit allgegenwärtigen Begriffen wie Effizienz, Resilienz und Suffizienz, propagiert einen „Lebensstil des Genügens“, als wäre ein runtergedimmtes Vernunftrentnerdasein ein attraktiver Lebensentwurf für 20-Jährige….What is Wrong With Our Culture – Alan Watts Genau Herr Welzer, sobald unbewusste Altlasten geklärt und alle Voraussetzungen für eine individuelle Selbstverwirklichung gegeben sind, funktioniert das auch. Dazu braucht es auch eine Diskussion darüber, wie der Einzelne überhaupt in Erfahrung bringen kann, was für ihn Selbstverwirklichung heisst, sprich was die wahren Bedürfnisse sind und nicht die schon von Kind an Eingeimpften. Und wie lautet das Verständnis von Transformation? Zu den Wurzeln des Konflikts vordringen Das trendige Design-Thinking ist dazu wenig geeignet, da es vorwiegend mentale Inhalte modelliert, also mehrheitlich Kopfgeburten bleiben, oder können Visionen und Utopien mehr als Mindgames werden? Mehr…