Der blaue Himmel über mir, die dahintreibenden Wolken, das aufziehende Lüftchen, der Atem in meinen Lungen, Zellen, Gefäßen – das ist unseren blaugrünen Urahnen (Urbakterien + Fotosynthese) zu verdanken. Aber was hat das mit Ökonomie zu tun? Wie seltsam, dass die Ökonomie heute als Expertenbereich gilt, der sich die Deutungshoheit über den Wert der Welt zuschreibt und den Geldwert zum Maß aller Dinge erklärt! Wie seltsam, dass das gegenwärtig dominierende Narrativ nicht nur in Handel und Wirtschaftswissenschaften, sondern in nahezu allen Bereichen des Lebens lautet, nichts werde ohne Kalkül gegeben, alles habe seinen Preis, und das Leben sei ein andauernder Wettbewerb aller gegen alle. Auf einer ganz grundlegenden Ebene, die weit vor unsere romantisierende menschliche Vorstellung eines »Geschenks« zurückgeht, ist in der Natur alles Gabe, ist alles bedingungsloser Beitrag, der – und dies ist kein Widerspruch – aus einem Zustand vollkommener wechselseitiger Abhängigkeit heraus gegeben wird. Dieser Gabenkreis basiert auf einer Logik umfassenden Austauschs – nicht auf der Tauschlogik, die unser gegenwärtiges menschliches Wirtschaftssystem als Naturgesetz zu verkaufen versucht. Wenn aber das Prinzip der Gabe – in diesem basalen Sinn verstanden – ein Grundmuster der Wirklichkeit ist, warum sollte es dann gerade den Menschen ausschließen? Umso mehr stellt sich die Frage, wie sich unser menschliches Haushalten – also unser materielles Ver-, Vor- und Umsorgen – auf eine Weise organisieren ließe, die diese Qualität bedingungslos beitragenden Austauschs anerkennt und würdigt. In unterschiedlichen Konstellationen tauschen sich Mitglieder der Oya-Redaktion mit der Sozialanthropologin und Subsistenzforscherin Veronika Bennholdt-Thomsen, der Ökonomin und Historikerin Friederike Habermann, dem Philosophen und Biologen Andreas Weber und dem Informatiker und Commons-Experten Stefan Meretz zu dieser Frage aus. Mehr…