Vor dem Aufkommen von synthetischen petrochemischen Fasern ab den 1930er Jahren dominierten Textilien aus natürlichen Fasern die Textilszene. Wie sich die Zeiten geändert haben. Der weltweite Markt für Faserart und Stoffzusammensetzung wird heute von ölbasierten Synthetikstoffen angeführt, insbesondere Polyester, von dem 2007 insgesamt ungeheure 32 Millionen Tonnen verwendet wurden im Vergleich zu nur einer Million Tonnen natürlicher Wolle. Wie wir alle wissen, ist das Öl, das die Grundlage für Polyester, Nylon, Polypropylen und andere Synthetikstoffe bildet, nicht nur eine begrenzte Quelle, sondern auch die Basis für eine Textilie, die nicht abbaubar ist und einen unglaublich großen Teil des Abfalls auf Müllhalden ausmacht.
Wäre es jetzt allerdings zu optimistisch zu glauben, dass wir kurz vor einem Wendepunkt stehen, der die Rückkehr zu natürlichen Textilien markiert? Zwei „Bewegungen“ deuten darauf hin, dass wir es sein könnten.
Zuerst einmal hilft die Kampagne für Wolle – die letztes Jahr mit dem PR-Geniestreich eingeleitet wurde, bei dem Schafe auf der mit Gras ausgelegten Straße Savile Row in der Londoner Innenstadt grasten – das Profil von Wolle bei den bekannten Bekleidungsgeschäften zu erhöhen und es zu der bevorzugten nachhaltigen Faser zu machen. Die Kampagne wurde von seiner Königlichen Hoheit, dem Prinzen von Wales, initiiert, der Unterstützung von allen Branchensektoren eingeholt hat und – was entscheidend ist – die Unterstützung von prominenten Einzelhändlern und Modedesignern hat. Während der Wool Week letzten Monat gab es in den Geschäften Harrods, Harvey Nichols, Jigsaw und John Lewis tolle Schaufensterauslagen, um auf dieses natürliche Material aufmerksam zu machen, das zumindest in Großbritannien einen integralen Bestandteil der landwirtschaftlich genutzten Flächen und unseres industriellen Kulturerbes darstellt. Zu seinen leistungsstarken Eigenschaften gehört, dass es sein Aussehen hervorragend bewahrt, von Natur aus atmungsaktiv und feuerhemmend ist.
Zweitens gibt es eine von Camira geleitete Bewegung zur Nutzung von natürlich vorkommenden Bastfasern aus geernteten Pflanzen, die perfekt mit Wolle harmonieren und ein wunderbares Mischgewebe ergeben. In Bastfaserpflanzen findet man die Textilfaser innerhalb des Pflanzenstängels, direkt unter der äußeren Rinde. Beispiele davon sind Flachs, Jute, Ramie, Hanf und sogar die gewöhnliche Brennnessel. Genau wie Wolle werden diese natürlichen Materialien schon seit Tausenden von Jahren benutzt, schon lange vor dem Aufkommen von Synthetik, die Kompetenz in ihrer Kultivierung und Herstellung ging durch den unaufhaltsamen Anstieg des Baumwolle- und Polyestergebrauchs jedoch größtenteils verloren. Der britische Textilhersteller Camira hat daher zusammen mit einem Spezialisten in Bastfaserstudien, der De Montfort University, an einem bahnbrechenden, von der britischen Regierung finanzierten Projekt gearbeitet, um einen neuen, innovativen, nachhaltigen Stoff aus Wolle und Nesseln zu entwickeln. Der daraus hervorgegangene, vor drei Jahren auf den Markt gebrachte Stoff „Sting“ wird aus Nesseln hergestellt, die zum ersten Mal auf britischen Bauernhöfen kommerziell angebaut wurden, und hat nicht nur die Fantasie der Öffentlichkeit beflügelt, sondern ist auch zum Vorläufer einer neuen Stoffkollektion aus Woll-Bast-Faser geworden. Darauf folgte Hemp, ein neuer Stoff aus 60 % Wolle und 40 % Hanf, der auf der Huit Farm in Leicestershire angebaut wird. Außerdem hat Camira im Auftrag der neuseeländischen Design-Beratungsfirma The Formary einen Stoff aus recycelter Wolle und Jute für die Starbucks-Cafés produziert. Dazu wird Jute aus Starbucks überflüssigen Jute-Leinen-Kaffeesäcken verwendet, mit denen alle Filialen weltweit beliefert werden. Ein Hauptvorteil all dieser Stoffe aus Woll-Bast-Faser ist, dass sie die wichtigste britische Norm zur Entflammbarkeit für gewerbliche Nutzung ohne eine nachträgliche chemische Behandlung erfüllen.
Hemp
Wir haben einen Stoff von betörender natürlicher Schönheit erschaffen, eine berauschende Mischung aus den cleversten nachwachsenden Rohstoffen der Natur. Der Stoff wird aus Hanf und Wolle hergestellt und ist von seinen Eigenschaften, seinem Aussehen und seiner Umweltfreundlichkeit her einzigartig.
Hanf ist eine schnell wachsende Hanffaser, die seit Tausenden von Jahren für zahlreiche Produkte verwendet wird. Unser Hanf wird mit Genehmigung der britischen Regierung als landwirtschaftliche Nutzpflanze auf Bauernhöfen in Leicestershire angebaut. Er wird mit reiner Schurwolle vermischt, zu einem 60/40-Wollhanfgarn gesponnen und zu einem klassischen, schlichten Stoff mit Charakter gewebt. Bei der Stückfärbung nimmt nur der Wollanteil Farbe an, was die unverfälschte Schönheit des natürlichen Hanfs hervorhebt.
Die gesamte Farbpalette zeigt sanfte neutrale Farben und erdige Töne, die man auf den farbenprächtigen Äckern und Weiden Großbritanniens findet.
Zu irgendeinem Zeitpunkt wird das Öl für Synthetikstoffe ausgehen oder es wird so wertvoll für Kraftstoffe und Energieerzeugung, das es nicht für die Herstellung synthetischer Faserarten verschwendet werden kann. Die gute Nachricht ist, dass es bereits natürliche Alternativen gibt und sie sich in Zukunft wieder behaupten können werden.
Wollstoff Blazer bei Material ConneXion – Bibliothek für innovative Materialien
Blazer ist ein luxuriöser Bezugsstoff aus reiner Schurwolle mit einer gewalkten Filzoberfläche und einer besonderen Umweltgeschichte. Die Rohwollfaser für das Garn ist LaneveTM-zertifiziert, was die Produktion nach strengen Richtlinien für Rückverfolgbarkeit, Umweltstandards, die besten landwirtschaftlichen Praktiken, Tierschutz und strenge Qualitätskontrollen garantiert. Blazer wird in unserem eigenen ISO-14001-zertifzierten Werk hergestellt und dann mit umweltfreundlichen nicht-metallischen Farben gefärbt. Ein weiterer Beleg für die Umweltfreundlichkeit dieses Stoffs ist seine Akkreditierung mit dem EU-Flower-Ökolabel, mit dem Produkte und Dienstleistungen gekennzeichnet werden, die während ihres gesamten Lebenszyklus weniger Auswirkungen auf die Umwelt haben – von der Beschaffung des Rohmaterials über die Produktion, bis zur Verwendung und Entsorgung. Nach seiner Nutzung ist Blazer vollständig biologisch abbaubar. Blazer fühlt sich weich an, ist ein leicht zu verarbeitender Polsterstoff und hat eine Haltbarkeitsgarantie von 5 Jahren.
Material ConneXion besteht aus einem internationalen Team aus interdisziplinären Fachleuten, die intelligente Materialien einsetzen, um die Innovativität von Unternehmen zu fördern. Es bietet einen umfassenden Überblick über die heutigen innovativen Materiallösungen und ermittelt die Trends für bestimmte Branchen. Die Material-ConneXion-Bibliothek beinhaltet mehr als 7.000 innovative, nachhaltige Materialien. Zudem hat der Verband Niederlassungen in New York, Bangkok, Peking, Köln, Daegu, Istanbul, Mailand, Seoul und Schanghai sowie eine starke Internetpräsenz.