Scott Atran ist ein US-amerikanischer Anthropologe und veröffentlichte im “New York Review of Books” einen viel diskutierten Aufsatz, in dem er dem Westen vorwarf, mit einem naiven Propagandakrieg in die Falle des IS zu tappen. Der IS entfaltet seine Anziehungskraft weniger aus seiner Gewalt heraus als aus dem Ziel, eine andere Weltordnung herbeizuführen und jedem Anhänger unter dem Banner des Propheten eine klare Rolle zuzuweisen. Dieses Heilsversprechen ist es, das IS-Anhänger anlockt. Wir sollten uns eingestehen, dass unsere Kultur in einer Krise ist. Unsere Vorstellung, dass die Menschen schon gesättigt sind, wenn sie in Shoppingmalls einkaufen und im Café sitzen können oder eine sichere 40-Stunden-Woche haben, ist zum Irrglauben geworden. “Wenn Menschen sich heiligen Grundsätzen unterworfen haben, lassen sie sich selten mit ökonomischen Angeboten herauskaufen. Wir dürfen unsere Jugend nicht mehr belehren, sondern müssen in einen Dialog mit ihr eintreten.” Das deutet alles auf eine Identitätskrise hin, weil die Rolle des Vaters verloren gegangen ist, entweder weil er sie vielleicht selbst als Flüchtling verloren hat, oder sei es weil die Vaterfigur seine Zeit der Arbeit und Karriere widmet. Oder sogar selbst mit guten Absichten, aber durch eigene Erfahrungen der fehlenden Vatergeneration nun geistig abwesend seine Rolle in der Familie nicht mehr einnimmt. Das hat gesellschaftliche Dimensionen und Auswirkungen, die lange übersehen wurden. Mehr…