Der Marketing-Dreiklang der Zukunft: ökologisch, moralisch, „gut“. Im letzten Jahr hat der Umsatz mit Bio-Produkten um 14 Prozent auf insgesamt 4 Milliarden Euro zugelegt. Doch „Bio“ allein ist der aufstrebenden Käuferschicht der LOHAS (Lifestyle of Health and Sustainability) nicht genug. Fair Trade, ethisch korrekte Produktionsbedingungen und ein „sozialer Mehrwert“ sind für diese verantwortungsbewussten Konsumenten mindestens genauso wichtige Kaufargumente.
Wie die Ökonomie der Gutmenschen funktioniert
„Bildung schafft Zukunft“ – gerade auch für die Ärmsten dieser Welt. Das war der Tenor in Horst Köhlers Fernsehansprache zum Welthungertag am vergangenen Montag. Diesem Motto haben sich auch die Macher von „One Laptop per Child“ verschrieben, jenem ehrgeizigen Entwicklungs- und Bildungsprojekt, das Kindern in Entwicklungsländern durch die Entwicklung eines 100-Dollar-Laptops einen Weg aus der Perspektivlosigkeit weisen will. Es scheint tatsächlich so, als sei das Zeitalter der käuflichen Nächstenliebe angebrochen. Erst kürzlich titelte auch das amerikanische Wirtschaftsmagazin Fortune „The Power of Philantropy“, als es von der Clinton Foundation berichtete. Die Zeichen mehren sich.
Das Buzzword Corporate Social Responsibility (CSR) erobert Marketing und PR
Immer mehr Unternehmen entdecken die Kraft des Gutmenschentums als Marketing- und PR-Strategie. Die Liste reicht vom Hamburger Otto-Versand über Levi’s und Procter & Gamble bis zum Bio-Lebensmittelhersteller Rapunzel. Letzterer erhielt 2005 den Preis für Wirtschaftsethik („Ethics in Business“) – nicht zuletzt für sein Hekima-Girl’s-Secondary-School-Project, das die Alphabetisierung junger Frauen in Tansania fördert.
Auch die schwäbischen Chocolatiers von Ritter Sport sind echte Vorreiter in Sachen CSR. Unter der Schirmherrschaft von Iris Berben und Unicef lancierten sie letzten Sommer eine aufwendige Presse- und Spendenkampagne für ein Schulprojekt in Afrika, weil „sich für soziale Belange einzusetzen (…) zu den Grundwerten unseres Unternehmens (gehört)“, wie Alfred T. Ritter erklärte. Die Rechnung war einfach und ging auf, nicht nur in Sachen Charity. Pro verkaufter Packung Ritter Sport Quadrago spendete das Unternehmen 1,4 Cent. Das entspricht laut Unicef jenem Geldbetrag, der pro Tag nötig ist, um einem Kind in Afrika den Schulbesuch zu ermöglichen.
Charity-Shopping: Die neue Ökonomie der Nächstenliebe
Die Celebrities haben es uns lange genug vorgemacht: Erst vor Kurzem versteigerte Madonna ihre Lieblingsfummel für eine gute Sache bei Ebay. Auch Retailer haben die Zeichen der Zeit erkannt und schließen sich im Internet zu Plattformen zusammen, wo sie ihre Angebote mit Rabatten und einem festen Spendenproporz versehen. Der Charity-Shopper muss sich dann nur noch entscheiden, an welche karitative Einrichtung der Anteil seines Kauferlöses fließen soll (buyforcharity.com). Gleichzeitig werden uns beim Run aufs Weihnachtsfest die verschiedensten karitativ aufgeladenen Geschenkideen zur Gewissensruhe offeriert wie beispielsweise bei peaceofmindjewelry.com, spendierhose.com oder jeansforgenes.com.
We Are What We Do – Eine Idee mit revolutionärem Potenzial
Doch kaufen allein macht auch nicht glücklich. Das sehen zumindest die Macher von „We Are What We Do“ so. Sie haben im September diesen Jahres ihr neues Buch „Change the World 9 to 5“ herausgebracht, das das eindrucksvolle Resultat des ehrenamtlichen Engagements von zahlreichen kreativen Köpfen in Großbritannien ist. Und weil das Vorgänger-Werk „Change the World for a Fiver“ auch in Deutschland zu einem Verkaufsschlager avancierte, kommt die neuste Ausgabe auch bald in Deutsch heraus. Hierin finden sich über 500 Vorschläge für eine gerechtere Welt. Artikel Link
Ein bisschen Idealismus und Umstürzergeist zu guter Letzt
Auch wenn der Welthungertag für dieses Jahr schon hinter uns liegt und die Charity-Kampagne „Fight Hunger, Eat Out“ bislang nicht in Deutschland vertreten ist (unter restaurantsagainsthunger.org existiert eine Liste aller teilnehmenden Restaurants und Café-Bars), warum denken Sie nicht einmal am Tag daran, dass es Ihnen gar nicht so schlecht geht?! Vielleicht bringen Sie ungewollte Geschenke oder Gegenstände aus Ihrem Alltag, die zwar teuer, Ihnen aber nicht mehr so viel bedeuten, in einen der nächsten Oxfam-Läden. Wenn das jeder täte, dann wäre die Welt von morgen ein bisschen besser. Wäre das nicht schön?
Mehr dazu, wie unsere Welt von morgen aussieht, können Sie übrigens in unserem brandneuen Global Trends Monitor erfahren, der die Entwicklungen in der globalisierten Welt, Wirtschaft und Gesellschaft unter die Lupe nimmt.
Das Zukunftsinstitut
Strategisches Wissen für die Wirtschaft von morgen
Coaching und Consulting: Begleitung in Ihre bessere Zukunft …
Global Trends Monitor
Matthias Horx, Dr. Eike Wenzel
Oktober 2006
197 Seiten
ISBN: 3-938284-21-8
450 € inkl. MwSt.