Individualität und Selbstverwirklichung sind zur Pflicht geworden. Viele finden im Wirrwarr der unbegrenzten Möglichkeiten vor allem die Unmöglichkeit, sich zwischen einer scheinbar unendlichen Anzahl Optionen zu entscheiden. Wer uns etwas verkaufen will, spricht mit Vorliebe die niederen Triebe an: Der Gesundheitsmarkt verspricht gesundes Altern in ewiger Jugend, die Versicherungen nehmen uns sämtliche Risiken ab, mit Social Media decken wir bequem unsere sozialen Bedürfnisse.
Die Welt des Individuums.
Trotz der Ausbreitung verschiedener Zivilisationskrankheiten steigt die Lebenserwartung weiter an. Dem Konsum sind keine Grenzen gesetzt. Welches Mangelerleben treibt uns an? Welcher Antrieb steckt hinter unserer Jagd nach immer Mehr und immer Neuem?
Die Welt der Öffentlichkeit.
In der Weltwirtschaft geniesst die These, dass nur Wachstum die Zukunft ermögliche, einen nahezu unantastbaren Stellenwert. Die Medien servieren dem Bürger diese Maxime in täglichen Häppchen. Von allen Seiten unter Druck gesetzt, hinkt die Politik dem Geschehen hinterher. Fortschritte in Technik und Wissenschaft sollen die Welt verständlich und lenkbar machen. Doch der Mensch kann sein anthropozentrisches Weltbild nicht überwinden. Das ungeschriebene Prinzip heisst: Maximieren statt Optimieren! Nur, der Maximierungsdrang führt nicht zu mehr Freiheit, sondern verstärkt die Fragmentierung der Gesellschaft und gefährdet somit deren Zusammenhalt – oder?
Enno Schmidt
* 1958 in Osnabrück, Deutschland. Studium der Malerei an der Hochschule für Bildende Künste in Frankfurt/M und in Berlin. Ausstellungen im In- und Ausland, Frankfurter Kunstpreis. 1992-2003 Mitbegründer und geschäftsführender Gesellschafter des „Unternehmen Wirtschaft und Kunst – erweitert, g. GmbH“. Mitglied der Social Sculpture Research Unit an der Oxford Brookes University. Seit 2006 „Initiative Grundeinkommen“ und „grundeinkommen.tv“ zusammen mit Daniel Häni. 2008 Film „Grundeinkommen – ein Kulturimpuls“. Lebt und arbeitet in Basel.