Nach langem Warten ist der wegweisende Film von Nils Aguilar über zukunftsfähige Lösungen zu Ernährung und Landwirtschaft nun auf DVD erschienen. Die Mut machende Dokumentation zeigt anhand positiver Beispiele, wie wir unsere Felder und Städte auf die doppelte Herausforderung von Klimawandel und Erdölknappheit vorbereiten können.
Das kubanische Beispiel ist besonders beeindruckend: Anfang der 90er holte die Tropeninsel eine katastrophale Wirtschaftskrise heim. Mit viel Improvisation und Geschick schafften es die Kubaner jedoch, aus der Not eine Tugend zu machen. Heute ist das Land zum weltweiten Vorreiter in urbaner Ökolandwirtschaft avanciert. Die Vision des Films: Wenn wir enger mit der Natur zusammenarbeiten, tun sich ungeahnte Chancen auf. – Nun gilt es, diese schleunigst zu nutzen!
Milpa Films 2014
14,90 Euro
Mit Rob Hopkins, Gründer der Transition Town Bewegung und Mike Feingold, Permakultur-Experte
Laufzeit 100 Minuten (inkl. Bonus-Interview)
ISBN 978-3-00-043981-0
Die DVD ist erhältlich über www.voicesoftransition.org.
Zur Wikipedia-Seite des Films.
Wer am 18.01.2014 in Berlin ist, kann den Film auch beim Fair Camp sehen. Die offene Workshopveranstaltung führt den Film vor und hat zudem noch den Regisseur Nils Aguilar zu Gast.
Die Landwirtschaft nach dem billigen Erdöl
Es ist bestimmt ein gutes Zeichen, dass sich in den letzten Jahren eine Fülle an Filmen mit dem so entscheidenden Themenkomplex Ernährung und Landwirtschaft beschäftigt. »Problem erkannt, Problem gebannt«, könnte man meinen – angesichts von Produktionen wie »Unser tägliches Brot«, »We Feed the World«, »Humus – die vergessene Klimachance« oder »Zukunft pflanzen – Bio für 9 Milliarden« –, zumal die momentanen Zustände ja tatsächlich zum Himmel schreien und die bereits erprobten Alternativ-Anbaumethoden so vielfältig wie hoffnungsvoll sind.
Der junge Franzose Nils Aguilar machte sich im Jahr 2008 mehr oder weniger auf eigene Faust daran, in einem Dokumentarfilmprojekt Stimmen des Wandels von landwirtschaftlichen Akteuren einzufangen. Obgleich als Filmemacher unerfahren, hatten die Herausforderungen auf dem Agrarsektor den Soziologen und Transition-Town-Aktivisten derart inspiriert, dass er sich mit einer guten Portion Naivität – wie er rückblickend feststellt – an die Arbeit machte. Herausgekommen ist nun ein Werk, das sich hinter den Produktionen professioneller Filmemacher nicht verstecken muss.
Um eine Kalorie zu erzeugen und zum Konsumenten zu bringen, verbraucht das Fremdversorgungs-Agrarsystem heute 10 bis 20 Kalorien, meist in Form von Erdöl. »Voices of Transition« fragt nun, wie dieses verschwenderische System auf dezentrale, regionale Produktion umgestellt werden kann, wenn das Zeitalter des billigen Erdöls in absehbarer Zeit endgültig ausläuft. Die Doku lässt hier Akteure des Wandels zu Wort kommen, etwa Experten für Forst-Landwirtschaft in Frankreich oder englische Permakultur-Waldgarten-Praktiker und urbane Gemeinschaftsgärtner. Am spannendsten wird es jedoch im letzten Teil des Films, wenn es in eines der resilientesten Länder der Welt geht, nach Kuba: Die bis dahin agrarindustriell hochgerüstete Insel verlor mit dem Zusammenbruch der Sowjetunion 1990 auch ihren wichtigsten Öllieferanten und erlebte in der Folge eine Periode des Hungers. Wie es dem Land in beispielhafter Weise gelang, ein vom Öl unabhängiges, dezentrales Versorgungssystem zu errichten, das erfährt man in diesem begeisternden Film. Nach dessen öffentlichen Vorführungen wurden bereits etliche Transition-Town-Initiativen spontan gegründet … ◆ JS
»aus: Oya – anders denken.anders leben«
(CC BY-SA 3.0 DE)
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