By Hrushi 3030
By Hrushi 3030

Welternährung im 21. Jahrhundert

By Hrushi 3030 Wir müssen weg von unserer ressourcenfressenden Form der Landwirtschaft. Dr. Wilfried Bommert vom Institut für Welternährung fordert eine Wende in der Agrarwirtschaft und –forschung. Gerade ist sie in vollem Gange: Die weltgrößte Messe für Land- und Ernährungswirtschaft und Gartenbau „Internationale Grüne Woche“. 1.650 Austeller aus 70 Ländern präsentieren in Berlin rund 400.000 Besuchern die große Vielfalt neuer Produkte und Techniken aus der modernen Landwirtschaft. Einer Landwirtschaft, die weltweit mehr Lebensmittel pro Kopf produziert als je zuvor – soviel, dass nach Angaben der Welternährungsorganisation FAO sogar ein Drittel aller Lebensmittel weltweit im Müll landet.

Doch trotz immer höherer Erträge und Überproduktionen sind nach Angaben des UN-Welthungerberichts vom vergangenen Oktober weltweit 870 Millionen Menschen chronisch unterernährt. Das industrielle Modell einer globalisierten Landwirtschaft ist also trotz Überproduktion schon heute nicht in der Lage, das Grundbedürfnis von Millionen von Menschen nach ausreichender und ausgewogener Ernährung zu befriedigen.
Bis 2050 wird die Weltbevölkerung auf 9,6 Milliarden Menschen wachsen. Und mit ihr die ökologischen Probleme, die mit der industriellen Landwirtschaft einhergehen. So hat sich in den letzten Jahrzehnten die Fruchtbarkeit der Böden um 30 Prozent verringert, der Artenverlust auf den Äckern wird auf 95 Prozent geschätzt, die Grundwasservorräte sind durch die Belastung mit Nitraten aus Dünger und Pflanzenschutzmitteln nur noch zur Hälfte nutzbar. Zudem wird es bald zu Engpässen bei den drei wichtigsten Essenzen der industriellen Landwirtschaft kommen. Denn nach Expertenmeinungen werden die natürlichen Phosphat- und Kaliumvorräte in den kommenden 30-40 Jahren erschöpft sein. Dabei sind die Phosphorvorräte noch ungleichmäßiger über die Erde verteilt als die von Erdöl, was das Problem einer gesicherten Versorgung verschärft. Auch die dritte Zutat der mineralischen Düngung, der Stickstoff, könnte zunehmend unattraktiver für die Landwirtschaft werden: In einem höchst energieaufwendigen Verfahren muss er aus der Luft gewonnen, sodass steigende Ölpreise und -knappheit hier eine entscheidende Rolle spielen. „Peak Oil“ könnte damit zu einem „Peak Stickstoff“ werden.

Ein „Weiter wie bisher“ ist also keine Option. „Mit dieser Art von Landwirtschaft lässt sich die Welternährung nicht sichern“, so Dr. Wilfried Bommert, Agrarwissenschaftler und Sprecher des Instituts für Welternährung in Nümbrecht. „Wir brauchen eine Neuausrichtung von Landwirtschaft und Agrarforschung. Auch die Zivilgesellschaft will eine Agrar-Ernährungswende.“ Die Zahlen der Großdemonstration „Wir haben es satt“ parallel zur "Grünen Woche" geben ihm recht: Auch dieses Jahr demonstrierten wieder 30 000 Teilnehmer in Berlin gegen die industrielle Landwirtschaft und für ökologischen Landbau.

Jahr der baeuerlichen Familienbetriebe. Die Vereinten Nationen haben 2014 zum "Jahr der bäuerlichen Familienbetriebe" ernannt.Im NeFo-Interview fordert Wilfried Bommert daher einen Wandel von den High-Input-Systemen, die viel Wasser, Ressourcen und Boden verbrauchen, den Klimawandel verstärken und die Agrodiversität, also die Vielfalt von Arten, Sorten und damit die genetische Variation von Nutzpflanzen zunehmend degradieren, hin zu Low-Input-Systemen. Um diese Agrar- und Ernährungswende voranzubringen hätten die Vereinten Nationen 2014 zum „Jahr der bäuerlichen Familienbetriebe“ erklärt. Denn landwirtschaftliche Familienbetriebe produzieren weltweit 70 Prozent aller Lebensmittel. Aus dem Interesse, den Hof finanziell gesund und mit intakten natürlichen Ressourcen weiterzugeben, ergäbe sich zudem eine Ausrichtung auf Nachhaltigkeit.

Ein Gespräch über Wege in eine weltweite Ernährungssicherheit, die Rolle der Agrodiversität und kleinbäuerlichen Strukturen und die notwendige Neuausrichtung der Agrarforschung.

www.biodiversity.de

LINKS
Das industrielle System wird zusammenbrechen
www.futurefood.org

Foto: By Hrushi3030 (Own work) [Public domain], via Wikimedia Commons

Placeholder

About

Nachhaltigkeit + die Entdeckung Trojanischer Pferde…

Populäre Projektionen dessen, wie eine Bewusstseinsveränderung aussehen wird, sind in den meisten Fällen nur eine Neugestaltung der “alten Denkschablonen “. Eine größere, bessere Box, in der das Paradigma aufgewertet wird, das die Bedingungen verbessert, unter denen wir unsere Sucht auf eine “grüne” Art und Weise genießen können.

So wichtig wie das ökologische Bewusstsein ist, es ist nicht genug. Das neue Paradigma kann nicht aus der intellektuellen Abstraktion einer dualistischen Interpretation einer “besseren Welt” verwirklicht werden, die auf der Infrastruktur der existierenden Varianten-Matrix aufbaut, die dieses Paradigma erzeugt.

Mitglieder

Zeen placeholder
Gut zu wissen
Informationen zu akutellen Themen