Welche Rolle spielt Ungleichheit in einer Demokratie?
Ungleichheit ist das Querschnittsthema zu allen Problemen, die wir lösen müssen: Sei es die Klimakrise oder die Spaltung der Gesellschaft – man kann die Themen nicht vollumfänglich begreifen, ohne Ungleichheiten mitzudenken. Die Vereinten Nationen haben die Reduzierung von Ungleichheit daher als ein eigenständiges Nachhaltigkeitsziel der Agenda 2030 formuliert, Nr. 10: Ungleichheit soll innerhalb und zwischen Ländern reduziert und niemand abgehängt werden. „Leave no one behind!“
Wenn man diese Nachhaltigkeitsziele SDG hinterfragt, stossen wir auf das grösste Trojanische Pferd aller Zeiten…
Die Meta-Ebene
Von oben betrachtet und ohne in die Details der systemisch-logischen technischen Fakten zu gehen, kann man eine Formel erkennen die sich zusammenfassend so darstellt: Ungleichheit ist ein sehr wichtiger, kleingehaltener und äusserst sorgsam geplanter Faktor der Mächtigen seit Jahrhunderten. Die gesellschaftliche Teilhabe an politischen Weichenstellungen und Meinungsmache ist genaugenommen eine Farce, weil unter allem Umständen die Tatsache ins Lächerliche gezogen wird oder massiv dagegen manipuliert wird, dass es eine unsichtbare Steuerung der Systeme gibt, eine Schattenregierung wenn man so will. Diese besteht aus nicht sichtbaren Verbindungen und die Ablenkung dazu soll das gesamte Lobbysystem liefern, denn die ist offiziell anerkannt.
Geld spielt insofern eine grosse Rolle, weil es den Korruptionsfaktor gibt in einer Welt, die Gier und Mangel künstlich erzeugt. Mangel ist das Ziel von Ungleichheit, denn Mangel sieht wie höhere Gewalt aus wenn es in der Politik heisst: Dafür ist kein Geld da, wir müssen sparen. Mangel hält die Menschen in relativen Überlebensmodus, gleichzeitig wird ein Goldgräberfeld freigelassen, wo “jeder der hart arbeitet zu Wohlstand kommen kann”. Auch durch leistungsloses Einkommen oder Erbschaften? Ausnahmen bestätigen die Regel. Aber dieses Spannungsverhältnis arm und reich ist gewollt. Im Grunde ist der psychologische Faktor der eigentliche Grund für Ungleichheit, es werden beide Pole von arm und reich für jeden erreichbar darstellt, und es ist eine willkürliche, und keine natürliche Verteilung im vorgegebenen Rahmen gibt, in dem sich die Ellenbogen-‘Charakter oder Glücksritter und Strategen tummeln.
Der Einfluss der Gewinner dieses Systems, die glauben sich damit (relative) Freiheit kaufen zu können ist Vorbild für die Massen. Der materielle Fokus durch jahrzehntelange Konsumbefeuerung und die dazugehörigen politischen Weichenstellungen habe allerdings ihre Kollateralschäden wie z.B. Umweltzerstörung verheimlicht und die Verdrängung kultureller und innerer Werte, trotz anderer Behauptungen. Geht es bei der Ungleichheit um Geld? Vordergründig ja, doch der Effekt auf den Menschen ist eine Beschäftigungstherapie mit Regeln und Kontrollen, das Hamsterrad und sinnlose Kreisläufe im Alltag, mit Konsum-Ersatzbefriedigungen in die sie gelenkt werden durch sämtliche medialen Kanäle.
Es gibt eine Vermarktungsindustrie für jeden kreative Bereich, ohne die kein Talent auf natürliche Weise überleben kann. Alle Menschen haben Talente, die oft nie oder nur durch Zufall und Talentscouts zum Vorschein kommen können. Doch schon das Bildungssystem verhindert die Förderung von Talenten die in jedem Menschen mehr oder weniger schlummern, da diese hochgehaltene Demokratie Mess- und Werteparameter vorgibt, welche Fähigkeiten gefördert werden und welche nicht. Es werden also bewusst und versteckt Verlierer ausgebildet. Auch hier ist zu sehen, dass zwar alle Bereiche von Kunst, Kultur angeboten werden, doch sie sind die ersten, die durch eingestellte Fördermassnahmen wegfallen.
Wir wissen dass in Deutschland mehr als 60% aller Bürger bei Ausfall einer Lohnzahlung die nächste Miete nicht mehr begleichen kann…
Das ist nur ein Hebel, denn Geld ist keine Mangelware sondern ein in sich geschlossenes komplexes Finanzsystem, das durch Machtkonzentration in alle wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Bereiche eingreifen kann. Und das nicht nur national sondern global. Alle Fäden laufen in wenige Hände zusammen, auf der formalen Ebene der bekannten Nutzniesser wie Superreiche, Grosskonzerne oder Bankenkartelle. Aber unsichtbar auf einer tieferen Ebene in einem undurchschaubaren Netzwerk miteinander hierarchisch verbunden. Beispielsweise die Geschichte an der Spitze einer Pyramide mit Namen BLACKROCK. Und UNGLEICHHEIT ist nur die Spitze eines Eisbergs…
„Seit 2009 kosten uns diese Privilegien für Überreiche bei der Erbschaftssteuer mittlerweile mehr als 88 Mrd. €. Das ist die größte Subvention laut Subventionsbericht der Bundesregierung. Wir reden auch nicht über die Steuerhinterziehung von 125 Mrd. Wir reden hier über den… pic.twitter.com/XcQ9WlRDSU
— Nurder Koch (@NurderK) October 13, 2025
Ungleichheitsforscherin über Reichtum ohne Leistung und die reichsten Deutschen
Superreiche gerecht besteuern – für Gerechtigkeit, Demokratie, Klimaschutz und eine zukunftsfähige Wirtschaft in Deutschland und weltweit.
Pressestatement 8. Oktober 2025
Die neue Reichenliste des Manager Magazins zeigt: In Deutschland wächst die Zahl der Milliardäre weiter – während die Wirtschaft stagniert. Gleichzeitig geraten Infrastruktur, Bildungs- und Gesundheitssystem infolge fehlender Investitionen und knapper Kassen zunehmend unter Druck. Die Lage vieler Kommunen spitzt sich weiter zu, der Klimaschutz stockt, und bei Entwicklungszusammenarbeit sowie humanitärer Hilfe werden Mittel radikal gekürzt. Weitere drohende Einsparungen verschärfen die Krise zusätzlich.
Das Aussetzen der Vermögensteuer seit 1997 und weitere Steuerreformen der vergangenen Jahrzehnte haben dazu geführt, dass Superreiche heute nur noch halb so hohe Abgabensätze tragen wie die Mitte der Gesellschaft. So konnten ihre Vermögen ungeachtet aller Krisen anwachsen. Deutschland weist eine der höchsten Vermögenskonzentrationen unter den Industrieländern auf. Gleichzeitig verharrt die Armutsquote mit 15,5 Prozent auf einem inakzeptabel hohen Niveau und jedes fünfte Kind wächst in Armut auf.
Diese Schieflage gefährdet unsere Demokratie. Superreiche können über Parteispenden und mächtige Lobbyorganisationen überproportional Einfluss nehmen und ihre Interessen oft gegen das Gemeinwohl durchsetzen. Ihre Verbände verbreiten Mythen über angebliche Schäden einer angemessenen Vermögensbesteuerung. Doch das Gegenteil ist richtig: Zusätzliche Einnahmen ermöglichen Investitionen, die die sozial-ökologische Modernisierung des Landes voranbringen, den Standort sichern und Arbeitsplätze schaffen.
Repräsentative Umfragen und Bürgerbeteiligungsformate zeigen: Eine breite Mehrheit der Menschen in Deutschland befürwortet eine Besteuerung großer Vermögen. Das würde nicht nur die öffentlichen Haushalte stärken, sondern auch der hohen Ungleichheit entgegenwirken und den gesellschaftlichen Zusammenhalt fördern. Zudem würden Superreiche, die weit überdurchschnittlich viele Treibhausgase verursachen, stärker an den Kosten der Klimakrise beteiligt.
Als Zusammenschluss von Sozial- und Wohlfahrtsverbänden, Umweltorganisationen, Gewerkschaften und zivilgesellschaftlichen Initiativen, die mehr als zehn Millionen Menschen vertreten, fordern wir deshalb: eine gerechte Besteuerung von Superreichen muss jetzt durchgesetzt werden. Nur so leisten die Reichsten endlich ihren fairen Beitrag. Eine angemessene Besteuerung großer Vermögen ist notwendig, um den Sozialstaat, Klimaschutz und internationale Verantwortung nachhaltig zu sichern – und sie stärkt zugleich den Wirtschaftsstandort Deutschland.
Pressestatement Allianz_9.10_final.pdf
Martyna Linartas ist promovierte Politikwissenschaftlerin, lehrt an der Freien Universität Berlin und arbeitet an ihrer Habilitationsschrift zur (Re-)Produktion von Vermögen in Deutschland. Sie ist Co-Gründerin und Leiterin der Wissensplattform ungleichheit.info und Buchautorin. Im April 2025 erschien “Unverdiente Ungleichheit. Wie der Weg aus der Erbengesellschaft gelingen kann” (Rowohlt, Platz 1 der Sachbuchbestenliste im Mai 2025).
www.ungleichheit.info/de/artikel/ranking-der-500-reichsten-deutschen
Das Thema Ungleichheit erhält in vielen gesellschaftlichen, akademischen und politischen Bereichen zunehmend Aufmerksamkeit. Hier bieten wir Verlinkungen zu wertvollem Wissen in verschiedenen Kategorien. Ob Medien in Form von Videos oder Podcasts, Literatur, Kunst, Projekte oder Forschung – es gibt eine Vielzahl an Möglichkeiten, sich mit Ungleichheit zu befassen.
www.ungleichheit.info/de/wissen















