Nach Jahrzehnten milliardenschwerer Entwicklungshilfe zieht Volker Seitz, Botschafter a.D., eine ernüchternde Bilanz. Entwicklungshilfe macht die Länder arm, abhängig – und vor allem jene reich, die sie verwalten. Die “Hilfe” hat mehr Abhängigkeit als Fortschritt geschaffen. Sein Plädoyer: Statt immer neuer Milliarden und moralischer Gesten brauche Afrika endlich Ehrlichkeit, Eigenverantwortung und wirtschaftliche Perspektiven. Viele Mittel kommen nicht bei den Bedürftigen an. Sie werden für die Verwaltung dieser Industrie benötigt, oder sie versickern. Zweifel an der Wirkung der Entwicklungshilfe sind immer noch nicht politisch korrekt, obwohl es jenen Ländern, welche die meiste Hilfe kassiert haben, am schlechtesten geht. Meine Erfahrung zeigt, dass nach einem bilateralen Schuldenerlass in kurzer Zeit bei anderen Gläubigern neue Schulden angehäuft wurden. Gleichzeitig gibt es eine massive illegale Kapitalflucht, weil Einkünfte aus den Bodenschätzen nicht offengelegt werden. Dennoch hält man sich bei den Gebern wegen des öffentlichen moralischen Drucks lieber zurück. Der kenianische Wirtschaftsexperte James Shikwati sagt seit Jahren: „Wenn die Industrienationen den Afrikanern wirklich helfen wollen, sollten sie endlich diese furchtbare Hilfe streichen …Wenn sie abgeschafft würde, bekäme das der kleine Mann gar nicht mit. Nur die Funktionäre wären schockiert. Darum behaupten sie, die Welt ginge unter ohne diese Entwicklungshilfe.“ Immer mehr Afrikaner fordern ein Ende eines solchen Beistands. Sie diene nur der Günstlingswirtschaft und fördere die Korruption. Seit 60 Jahren deutscher Entwicklungshilfe gibt es viele Schlagworte wie „Hilfe zur Selbsthilfe“, „Partnerschaften auf Augenhöhe“, „Erfolge zeigen Wirksamkeit“ und „Entwicklungshilfe bringt Wohlstand“. KONZERNE ALS RETTER – Das Geschäft mit der Entwicklungshilfe. >> VIDEO. In Wirklichkeit gehen fast alle Entwicklungsprojekte in Afrika schief, wenn die staatlich vergüteten Helfer gegangen sind. Mit unserem Geltungsdrang geben wir – als größtes Geberland – pro Jahr rund 30 Milliarden Euro an Entwicklungshilfe aus. 10,28 Milliarden Euro kommen aus dem Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ). Beim UN-Klimafonds ist Deutschland der wichtigste Finanzier. Daneben fördert das BMZ noch 400 sogenannte Nichtregierungsorganisationen (NGOs). Es wäre dringend nötig, dass der Rechnungshof sich – wie gerade in Österreich – auch mit der öffentlichen Finanzierung dieser NGOs befasst. Wie in Österreich gibt es auch bei uns eine mangelnde Transparenz über die angeblichen Erfolge einzelner Projekte. Jeder beruflich qualifizierte Afrikaner, der in sein Land zurückkehren will, sollte großzügige Starthilfen bekommen, um ihn beim Berufstart in seiner Heimat zu unterstützen, etwa Anschubfinanzierung für eine Firmengründung. Sogar ein Betrag bis zu 100 000 Euro wäre schon nach einigen Monaten billiger als eine dauerhafte Arbeitslosigkeit in Deutschland. Entwicklungshilfe-Romantik des Westens
Afrika: Wagniskapital statt Wohltätigkeit!
Doku fragt: Ist Tiefkühlpizza für Nairobi Entwicklungshilfe?