greta taubert apokalypse jetzt

Wie ich mich auf eine neue Gesellschaft vorbereite

In ihrem Buch „Apokalypse jetzt“, kommt sie zu jener Erkenntnis, die immer mehr Menschen befällt: unser ökonomisches System braucht die Perspektive eines unendlichen Wachstums, aber: unsere ökologische Welt ist begrenzt – und genau darin liegt der zentrale Widerspruch. Die zerstörerischen Folgen daraus spüren wir alle: Rohstoffknappheit, Umweltzerstörung, Klimawandel, Prekarisierung, Turbokapitalismus, wirtschaftliche Krisenstimmung, Krieg und Terror…

Was passiert, wenn das Leben, das man bisher kennt, den Bach runtergeht? Wenn wir dank Krisen und Katastrophen nicht mehr jederzeit Ware gegen Geld tauschen können? Sarah Schill experimentierte für einen Monat – die Journalistin und Autorin Greta Taubert nahm sich ein ganzes Jahr Zeit für die Frage, wie sie in einer postapokalyptischen Welt abseits von Konsum und Komfort überleben könnte.

Davor: An einem allsonntäglichen Familiennachmittag bei Klößen, Hirschbraten und Schichtcremetorte ist sie plötzlich da: die blanke Existenzangst. Was, fragt sich Greta Taubert, wenn dieses wunderbare Schlaraffenland, das wir kennen, plötzlich nicht mehr existierte? Was, wenn die düsteren Prophezeiungen der Konsumkritiker und Apokalypse-Gurus vom Ende der Wohlstandsgesellschaft in Erfüllung gingen und das üppige Mahl auf der Wachstuchtischdecke der Oma zu einer Erinnerung an »gute alte Zeiten« mutierte? Würden wir, konsumverwöhnte Großstädter, überleben? Und wenn ja: wie überhaupt? Gepackt von dieser anfangs übertrieben anmutenden, doch im weiteren Verlauf des Buchs so gar nicht abwegigen Existenzangst fasst Taubert einen Entschluss: Einen signifikanten Zeitabschnitt, eben ein Jahr lang, will sie lernen, wie sie in einer solchen Welt zurechtkommen würde.

Mittendrin: Denn eines geht ihr gehörig gegen den Strich: Trotz des nicht abreißenden Stroms von Schreckensmeldungen – Krieg und Terror, Rohstoffknappheit, Raubtierkapitalismus, Umweltzerstörung und dergleichen mehr – und trotz der Warnungen des Club of Rome, die seit 1972 an die Grenzen des Wachstums erinnern, scheint sich niemand ernsthaft mit der Möglichkeit zu befassen, dass es tatsächlich einmal aus sein könnte mit der Welt des »Mehr, Mehr, Mehr …«. Greta Taubert will es nun wissen. Sie beginnt Anfang 2013 ihr Apokalypsentraining mit einer Notfalldiät. Auf der Seite des Bundesamts für Ernährung und Landwirtschaft kann man sich mit Hilfe eines »Vorratskalkulators« zusammenstellen lassen, welche und wieviele Lebensmittel etwa eine vierköpfige ­Familie bräuchte, um zwei Wochen lang zu »überleben«. Nach dieser Zeit ist die Journalistin um einige Kilo leichter – und umso entschlossener, autonomer zu werden und im Notfall auch selber in der Lage zu sein, ihr Über­leben zu sichern.

Im Lauf des Jahres übt sie, sich »wie ein Urmensch« von Wildkräutern und Früchten zu ernähren, Pilze auf Papier und Sägespänen zu züchten, mitten in Berlin Gemüse anzubauen, aus alten Hemden neue Hosen zu nähen, aus Glasdeckeln und Muttern post­apokalyptischen Schmuck zu basteln, in alternativen neo-hippiesken Aussteigerkommunen Trockentoiletten zu bauen, ohne Geld zu leben und vieles mehr. Dabei lernt sie viele Menschen kennen, die bereits vor ihr damit begonnen haben, sich ihre Autonomie von fremdbestimmter Konsumgeilheit zurückzuerobern. Durch ihren lebendigen Schreibstil – gekonnt wechselt Taubert zwischen Information und atmosphärischem Erzählen hin und her – gelingt es ihr, Leserinnen und Lesern das Gefühl zu vermitteln, zusammen mit ihr bei allem dabeigewesen zu sein.

Danach: Nach einem Jahr voller Einblicke in diverse postapokalypse-resistente Lebenssphären von »Preppern«, »Crashies«, Apokalyptikern & Co. zieht Greta Taubert in ihrer Berliner Altbauwohnung ein Fazit. Ihre Angst, in einer Welt ohne Supermärkte und Shopping-Malls zu verhungern und zu erfrieren, ist einer Zuversicht gewichen. Es gibt Möglichkeiten, Mittel und Wege, sich wieder ein Stück Autonomie zurückzuholen. Die wichtigste Erkenntnis, zu der Taubert gelangte, ist jedoch: Solange die Menschen sich in Erinnerung rufen, dass sie gemeinsam stärker sind als alleine, dass sie mit einem »Wir« weiter kommen als mit einem »Ich« – solange können wir die Zuversicht haben, zu überleben. Auch in einer post-apokalyptischen, schönen, neuen Welt.

Eine Rezension aus der Zeitschrift Oya (www.oya-online.de) von Julia Fuchte, verfügbar unter der Lizenz »CC BY-NC-SA«.

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Nachhaltigkeit + die Entdeckung Trojanischer Pferde…

Populäre Projektionen dessen, wie eine Bewusstseinsveränderung aussehen wird, sind in den meisten Fällen nur eine Neugestaltung der “alten Denkschablonen “. Eine größere, bessere Box, in der das Paradigma aufgewertet wird, das die Bedingungen verbessert, unter denen wir unsere Sucht auf eine “grüne” Art und Weise genießen können.

So wichtig wie das ökologische Bewusstsein ist, es ist nicht genug. Das neue Paradigma kann nicht aus der intellektuellen Abstraktion einer dualistischen Interpretation einer “besseren Welt” verwirklicht werden, die auf der Infrastruktur der existierenden Varianten-Matrix aufbaut, die dieses Paradigma erzeugt.

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