Tim Jackson
Tim Jackson

Wohlstand ohne Wachstum

Tim JacksonUnsere Wirtschaft ist auf Produktivität und Wachstum fixiert. Wie können wir sie in ein Wirtschaftsmodell verwandeln, das auf einem breiter gedachten Wohlstandskonzept aufbaut? Das unser Leben wertvoll macht, statt unseren Planeten zu zerstören? Die Wahrheit ist: Eine Wirtschaft, deren Stabilität auf die unaufhörliche Stimulation der Konsumentennachfrage angewiesen ist, wird unweigerlich auf eine Expansion der Geldmengen zurückgreifen, um das Wachstum aufrecht zu erhalten.

Das Aufkeimen von Krediten führt zu instabilen Bilanzen. Zur Verschleierung ungesunder Kredite bedient man sich dann komplexer Finanzinstrumente. All das wird im Namen des Wachstums auf höchster Regierungsebene und von den Regulierungsbehörden gebilligt. Aber sobald die Kredite toxisch werden, bricht das System zusammen. Die Wahrheit ist, Euer Majestät, hätten die Wirtschaftswissenschaftler sagen müssen, dass das Wachstum durch Wachstum selbst zunichte gemacht wurde.

Wohlstand geht weit über materielle Belange hinaus. Es geht nicht nur um ein immer höheres Einkommen und immer mehr Besitz. Wohlstand hat auch wesentliche soziale und psychologische Dimensionen. Wohlhabend zu sein bedeutet auch, Liebe geben und empfangen zu können, von den Menschen um uns herum geachtet zu werden, einer sinnvollen Arbeit nachzugehen, sich sicher zu fühlen, ein Gefühl der Zugehörigkeit zu und Vertrauen in die Gemeinschaft zu haben. Kurz gesagt, alles Dinge, die den ganz normalen Menschen im Lauf der letzten Jahrzehnte abhanden gekommen sind.

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Arbeit und Produktivität

Betrachten wir kurz einen dieser Aspekte: Arbeit ist mehr als nur ein Mittel, um den Lebensunterhalt zu sichern. Sie ist ein wesentlicher Bestandteil unserer Verbindungen untereinander – sie gehört zum „Kitt“ der Gesellschaft. Eine gute Arbeit geht einher mit Respekt, Motivation, Erfüllung, Teilhabe am Gemeinschaftsleben und sorgt für ein Gefühl von Lebenssinn und Lebensinhalt. Im Prinzip.

In der Praxis sieht das natürlich anders aus. Viel zu vielen Menschen bleibt nichts anderes übrig, als qualitativ minderwertige Jobs mit unsicheren Löhnen anzunehmen. In zwei Dritteln aller europäischen Länder liegt die Jugendarbeitslosenquote derzeit bei über 20 Prozent, in Griechenland und Spanien sind es über 50 Prozent. Diese enorme Verschwendung an menschlicher Energie und Begabung führt unweigerlich zu gesellschaftlichen Konflikten und sozialen Unruhen. Sie untergräbt die Schaffenskraft der arbeitsfähigen Bevölkerung und gefährdet die gesellschaftliche Stabilität. Langfristig wird das geradezu verheerende Auswirkungen haben. >> Interview – Heinrich Böll Stiftung

Als Tim Jacksons Buch »Wohlstand ohne Wachstum« vor sieben Jahren erstmals erschien, entwickelte es sich schnell zum Standardwerk. Die brisante Diagnose des renommierten britischen Ökonomen lautete damals: »Unsere gesamte Wirtschaftsordnung baut auf ewigem Wachstum auf – aber nun brauchen wir einen anderen Motor« – und daran hat sich auch heute nichts geändert. In Zeiten zunehmender Ungleichheit und Umweltzerstörung ist die Notwendigkeit, umzusteuern, dringlicher denn je, und so kommt die komplett überarbeitete Neuauflage der »Bibel der Wachstumskritik« gerade zur rechten Zeit.
Das Buch bietet eine fundierte Analyse der Auswirkungen der Finanz- und Wirtschaftskrisen und des ungebrochenen Strebens nach Wachstum, legt den Fokus auf die ganze Welt und schildert die Chancen und Herausforderungen einer Postwachstumsgesellschaft, welche die ökologischen Grenzen unseres Planeten nicht überschreitet und trotzdem in Wohlstand lebt. >> Buch-Shop

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About

Nachhaltigkeit + die Entdeckung Trojanischer Pferde…

Populäre Projektionen dessen, wie eine Bewusstseinsveränderung aussehen wird, sind in den meisten Fällen nur eine Neugestaltung der “alten Denkschablonen “. Eine größere, bessere Box, in der das Paradigma aufgewertet wird, das die Bedingungen verbessert, unter denen wir unsere Sucht auf eine “grüne” Art und Weise genießen können.

So wichtig wie das ökologische Bewusstsein ist, es ist nicht genug. Das neue Paradigma kann nicht aus der intellektuellen Abstraktion einer dualistischen Interpretation einer “besseren Welt” verwirklicht werden, die auf der Infrastruktur der existierenden Varianten-Matrix aufbaut, die dieses Paradigma erzeugt.

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