Schönes neues Geld
Schönes neues Geld

Bargeld verschwindet – Überwachung nimmt zu

Weltwährung

Bargeld verschwindet zusehends aus dem Alltag. Ein Interesse daran haben Staaten und zahlreiche Unternehmen. Mit dieser Entwicklung beschäftigt sich der Wirtschaftsjournalist Norbert Häring in seinem Buch, er warnt vor einer totalitären Weltwährung. Das Bargeld wird immer wertvoller und den Leuten auch immer wichtiger. Je mehr die anderen Lebensbereiche digitalisiert werden. Das ist ein Refugium um Privatsphäre zu bewahren, das es sonst dann kaum noch gibt. In unserer Bezahlwelt tobt ein Krieg gegen das Bargeld. Es geht um kommerzielle Interessen und um die technologiegetriebenen Geschäftsmodelle von Mastercard, Microsoft, Apple und Co. Und es geht um die Freiheit des Individuums.

Norbert Häring: Wir bezahlen mit der Freiheit

Der Wirtschaftsexperte Norbert Häring belegt, wie eine Allianz aus großen Technologie- und Finanzkonzernen, reichen Stiftungen, Regierungen und Organisationen an einem umfassenden System der digitalen finanziellen Überwachung und Kontrolle baut: Wir sind auf dem Weg in ein (vertragsungebundenes) Pay-as-you-go-System, das mittels Gesichtserkennung und Fingerabdrücken aktives Bezahlen überflüssig macht und einer globalen Weltwährung den Weg bahnt. Wer das Buch von Häring liest, weiß, warum das keine Verheißung ist.

Anders, als der Titel vermuten lässt, ist dies in erster Linie kein Buch über Geld. Häring hat ein Buch über den schleichenden Verlust unserer Privatsphäre geschrieben, über die drohende totale Überwachung – und über die Rolle, die die Digitalisierung des Geldes dabei spielt. „Die Abschaffung der Privatsphäre in Finanzdingen [wird] fernab der Parlamente in einem diffusen transnationalen Nirgendwo beschlossen, von Gruppen, die sich demokratischer Kontrolle gekonnt entziehen.“

„Was ich damals noch nicht so gesehen hatte ist, welch große Rolle dabei das Silicon Valley spielt, also die großen Fast-Monopolisten wie Google und Facebook und Amazon vor allem und mit ihnen zusammen auch die US-Regierung.“

 

Autoreninformationen

Dr. Norbert Häring ist Wirtschaftsjournalist und Autor populärer Wirtschaftsbücher. Er schreibt für das Handelsblatt und betreibt den Blog „Geld und mehr“. 2014 wurde er mit dem Preis der Keynes-Gesellschaft für Wirtschaftspublizistik ausgezeichnet. Die von ihm 2011 mitbegründete internationale Ökonomenvereinigung World Economics Association hat über 12 000 Mitglieder. 2016 veröffentlichte er das Buch „Die Abschaffung des Bargelds und die Folgen“.

BUCH7 – Sozialer Buchhandel

 

Dr. Norbert Häring zeigt, wie Entwicklungshilfe genutzt wird, um digitale Bezahlsysteme in Entwicklungsländern durchzusetzen – nicht zuletzt unter dem schön klingenden Schlagwort der »finanziellen Inklusion«. Die Ärmsten der Armen, die sich nicht wehren können, werden so zu globalen Versuchskaninchen. Er zeigt, wie man in den westlichen Industriestaaten auf sehr viel subtilere Weise das gleiche Ziel verfolgt. Er zeigt, wie digitale Bezahlsysteme mit biometrischen Technologien verknüpft werden. Er zeigt, welche Rolle Regierungen, Zentralbanken, Geheimdienste, Wirtschaftsverbände, Banken und die großen Technologiekonzerne wie Google, Amazon, Facebook oder WeChat bei alldem spielen. Und er zeigt, wie sich diese Akteure vernetzen, wie sie Hand in Hand agieren, dabei die Grenzen zwischen »staatlich« und »kommerziell« verschwimmen lassen und die Demokratie aushebeln.

Wenn in Europa Datenschützer und EU-Kommission die im Mai 2018 (nach einer zweijährigen Übergangszeit) endgültig in Kraft getretene Datenschutz-Grundverordnung feiern, dann erscheint dies doch reichlich naiv. Nach Lektüre von »Schönes neues Geld« drängt sich ein Verdacht auf: Hält man die europäische Öffentlichkeit zum Narren? Gewiss, wir wissen nun, wie PayPal mit unseren Daten umgeht. Und wir können die Herausgabe der über uns gespeicherten Daten verlangen. Mehr Transparenz also. Die äußerst fragwürdigen Geschäftsmodelle der (vorwiegend, aber nicht ausschließlich US-amerikanischen) Digitalkonzerne jedoch hat man nicht unterbunden. Das war und ist kein Ziel der Datenschutz-Grundverordnung. Sie können fröhlich weiter unsere Daten sammeln, verkaufen und auswerten. Dafür brauchen sie nun zwar im Regelfall unser Einverständnis. Das werden wir ihnen aber geben müssen, je monopolistischer die digitalen Bezahlsysteme und Plattformen geworden sind. Denn ohne unser Einverständnis, mit unseren Daten Schindluder zu treiben, lassen sie uns ihre Dienstleistungen nicht nutzen. Hier entpuppt sich die Vorstellung vom selbstverantwortlichen Individuum als kürzester Weg in die freiwillige totale Überwachung. Und der ach so gefeierte europäische Datenschutz erweist sich als zahnloser Tiger.

Quelle: Patrick Schreiner/ Gewerkschafter und Publizist aus Bielefeld/Berlin

 

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Das Ende der Banken wie wir sie kannten

Bargeldlose Gesellschaft ist ein Projekt

Technokratie + die Digitale Welt

Vernetzung nimmt totalitäre Züge an

 

Inhaltsverzeichnis

Einführung und Überblick 7

1. MasterCard, Bill Gates und ihr „Krieg gegen das Bargeld“ 24
Die Besser-als-Bargeld-Allianz 26
Von Mikrokrediten über finanzielle Inklusion zur Bargeldabschaffung 38
Finanzielle Inklusion als Neusprech für Bargeldbeseitigung 43
Falsche Versprechungen und gekaufte Beweise 47
Bill Gates‘ Allianz für Finanzielle Inklusion 53
Schauplatz Kenia: Fragwürdiges Musterbeispiel für Inklusion mit mobilem Geld 56

2. Unzertrennlich: Finanzielle Inklusion und biometrische Datenbanken 62
Arme haben kein Recht auf Datenschutz 66
Geheimdienste als treibende Kraft 68
Flüchtlinge als wehrlose Versuchskaninchen 71
Schauplatz Indien: Bargeldabschaffung und eine biometrische Mega-Datenbank 75

3. Der heimliche Krieg der Schattenmächte gegen das Bargeld 99
Die G20-Regierungen im Dienste der Besser-als-Bargeld-Allianz 103
Standardsetzer als Geheimtruppe gegen das Bargeld 107
Schauplatz Malawi (und andere übereifrige arme Länder): Ein Rätsel 118
Die Mafiamethoden der transnationalen Schattenmächte 120
Die Methode für Industrieländer: Gruppendruck 123
Schauplatz Deutschland (und Europa): Auf leisen Sohlen ins System 125

4. Im ost-westlichen Panopticon 146
Schauplatz China: Überwachung und Volkserziehung in Vollendung 147
Die westliche Variante 154
Auf dem Weg zu einer totalitären Weltwährung 184

5. Widerstände, trojanische Pferde und Lösungen 198
Die Hoffnung auf Bitcoin und digitales Notenbankgeld trügt 199
Trojanisches Pferd Dateneigentum 207
Wirksame Wege des Widerstands 211
Schauplatz Leipzig: Das Recht auf Barzahlung vor dem Bundesverwaltungsgericht 215
Gemeinsam geht es 219

Dank 225
Literaturverzeichnis 227
Anmerkungen 234

Die Strategie der „Bargeldfeinde“ > Hörbeitrag im Deutschlandfunk

 

About

Nachhaltigkeit + die Entdeckung Trojanischer Pferde…

Populäre Projektionen dessen, wie eine Bewusstseinsveränderung aussehen wird, sind in den meisten Fällen nur eine Neugestaltung der „alten Denkschablonen „. Eine größere, bessere Box, in der das Paradigma aufgewertet wird, das die Bedingungen verbessert, unter denen wir unsere Sucht auf eine „grüne“ Art und Weise genießen können.

So wichtig wie das ökologische Bewusstsein ist, es ist nicht genug. Das neue Paradigma kann nicht aus der intellektuellen Abstraktion einer dualistischen Interpretation einer „besseren Welt“ verwirklicht werden, die auf der Infrastruktur der existierenden Varianten-Matrix aufbaut, die dieses Paradigma erzeugt.

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