Die „textile bio-based materials design challenge“ (tbdc) hat sich zum Ziel gesetzt über biobasierte Werkstoffe zu informieren, Akteure der textilen Wertschöpfungskette zu vernetzen und Projektideen anzustoßen. „Wir haben mit der tbdc einiges bewegt und unser Wissen erweitert “, sagte Dr. Ralf Kindervater, Geschäftsführer der BIOPRO Baden-Württemberg, mit Blick auf die einjährige Challenge. „Aber das ist erst der Anfang, wir dürfen nicht aufhören zu strampeln.“
Am 3. Mai ist die tbdc – ein Projekt von Interior Park, BIOPRO Baden-Württemberg und Allianz Faserbasierte Werkstoffe Baden-Württemberg e.V. – mit einer Abschlussveranstaltung in Stuttgart zu Ende gegangen. Raphael Stäbler von der 4e solutions GmbH stellte in diesem Rahmen seine ajaa!-Aufbewahrungsbox aus Biokunststoff vor, die im Einzelhandel und in verschiedenen Onlineshops erhältlich ist. Die Designerin Stefania Andorlini berichtete von ihrem Projekt, in dem sie für einen Stuhl eine Sitzschale aus biobasiertem Kunststoff designed. Dr. Michael Schweizer von der Tecnaro GmbH gab einen Überblick über die unterschiedlichen Möglichkeiten der Kunststoffverarbeitung, die auf dem Weg vom Kunststoffgranulat zum fertigen Produkt beschritten werden können, und Evelin Tetzner von der C.S.P. Consulting und Service für Pflanzliche Rohstoffe GmbH stellte verschiedene Pflanzenfasern sowie deren Verfüg- und Verarbeitbarkeit vor.
Die Geschichte der „Frankfurt Bag“ erzählte Christine Fehrenbach, Kommunikationsdesignerin bei InteriorPark Frankfurt. Sie berichtete darin von ihrem Vorhaben, in Frankfurt eine Alternative zur konventionellen erdölbasierten Plastiktüte einzuführen. Die Geschichte begann vor etwa zwei Jahren mit der Idee einer biobasierten Plastiktüte, die jedoch an einer ordentlichen Entsorgungs- oder Recyclinglösung scheiterte. Denn neue Materialien haben andere Eigenschaften und können oft nicht einfach in bestehende Systeme integriert werden. Jetzt meint Fehrenbach ein für ihren Zweck geeignetes Material gefunden zu haben: Es besteht zu 50 Prozent aus recycelter Baumwolle, wodurch bei der Garnherstellung 10.000 Liter Wasser pro Kilogramm Garn gespart werden. Die daraus gefertigten Taschen sollen aber nicht nur Gebrauchsgegenstand, sondern auch Kommunikationsmedium sein und die Verbraucher zum Nachdenken anregen.
„In ein paar Jahren ist die Problematik der Entsorgung oder des Recyclings von Bioplastik gegessen“, ist sich Kindervater sicher. Dann sei mehr davon im Umlauf, sodass das Entsorgungs- und Recyclingsystem an die neuen Werkstoffe angepasst werden könne. In diesem Zusammenhang zeigte sich Kindervater beeindruckt von der Strategie, die etwa Coca Cola und der Saucenhersteller H.J. Heinz derzeit in den USA einschlagen. Diese fertigen seit 2009 einen Teil ihrer Verpackungsflaschen aus einem PET (Polyethylenterephthalat), das zu 30 Prozent auf pflanzlichen Ausgangsstoffen basiert. Interessierte Unternehmen sind eingeladen mitzumachen. „Wenn solche Riesenkonzerne umdenken, bewegt sich etwas”, so Kindervater.
Interesse an biobasierten Materialien ist vorhanden. „Für uns war es interessant, die Resonanz für das Thema zu spüren“, sagt Tina Kammer, Geschäftsführerin von InteriorPark mit Blick auf die Challenge. Sie bekäme häufig Anfragen zu Produkten aus biobasierten Werkstoffen, und auch entsprechende Produkte im Onlineshop von InteriorPark würden gut angenommen. Kindervater ergänzt: „Das Interesse an biobasierten Werkstoffen ist da, sowohl von Verbraucher- als auch von Unternehmensseite.“
Wie bei allen neuen Produkten dürfe man sich eben keine Fehler erlauben, etwa in Bezug auf ökologische oder soziale Aspekte. „Wenn die Produktqualität nicht stimmt oder Kinderarbeit im Spiel ist, bekommt schnell eine ganze Branche ein schlechtes Image“, sagt Kindervater. Alles in allem ist er überzeugt: „Wir stehen noch am Anfang, aber der Weg, den wir beschreiten, ist der richtige.“