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Die schönere Welt ist möglich

Charles EisensteinCharles Eisenstein zeigt und vereint Themenbereiche, die über Ansätze von Harald Welzer oder Niko Paech weit hinausgehen. Was können wir in Zeiten der sozialen und ökologischen Krise als Einzelne tun, um die Welt zu einem besseren Ort zu machen? Dieses inspirierende, verstörende, provokante Buch regt jedenfalls und zumindest zum Nachdenken an. So vielen Problemen unserer Zeit stehen wir scheinbar machtlos gegenüber, fühlen uns überfordert, frustriert, vielleicht sogar gelähmt oder reagieren zynisch.

Was kann man denn als Einzelner schon tun? Können wir überhaupt etwas beitragen zum Entstehen jener schöneren Welt, von deren Möglichkeit unsere Herzen wissen? Die schönere Welt, die unser Herz kennt, ist möglich. Eisenstein erforscht diese Frage und geht in seiner Diagnose weit bis hinunter an das Fundament unserer Probleme, das er im Inneren oder im Dazwischen verortet. Es sind die Geschichten, mit denen wir uns einerseits die Welt erklären, und andererseits zugleich die Welt erschaffen, in der wir leben. Zur Zeit ist die Geschichte der Separation das dominante Narrativ, der Mythos, auf den sich unsere Zivilisation gründet. Sie handelt vom vereinzelten Menschenwesen in einer fremden, bedrohlichen Welt aus Kräften und Massen, die blinden Gesetzen unterworfen ist; Sinn, Geist und Gott sind in eine jenseitige Sphäre verbannt. Daraus folgt die Geschichte vom Aufstieg, nach der es die Bestimmung der Menschheit ist, die feindliche äußere (und innere) Natur mit Gewalt zu unterwerfen, um sie zu beherrschen.

Innerhalb dieser Geschichte stehen wir der multiplen Krise tatsächlich machtlos gegenüber, und solange wir in ihren Denkmustern verharren, werden wir den Ausgang aus dem Labyrinth nicht finden. Erst wenn wir innehalten und uns bewusst machen, welches die unhinterfragten Annahmen sind, die unsere Ansichten und unser Handeln vorformen, können wir sie bewusst überwinden und somit der Falle entgehen, durch unser Tun nur die alten Muster mit den bekannten Ergebnissen zu wiederholen und sogar zu verstärken.

Aber was ist wahr, wenn die Fundamente unsere Zivilisation zerfallen? Wenn Wirklichkeit nur eine Geschichte ist? Woran kann man sich orientieren, wenn die alte Ordnung nicht mehr gilt? Wenn das Praktische nicht mehr praktisch, das Nützliche nicht mehr nützlich ist? Wenn selbst Kausalität kein allgemeines Prinzip ist? Wenn wir die Motive für unser Tun ehrlich ergründen, und uns dann nicht mehr auf das Spiel der bedingten (Selbst-)Akzeptanz einlassen wollen? Wenn es trotz aller Dringlichkeit manchmal richtiger sein kann, gar nichts zu tun?

Der Autor liefert keine Patentrezepte, und trotzdem legt man das Buch am Ende mit einer gewissen Zuversicht aus der Hand. Eisenstein macht ein Angebot, lädt uns auf ein Gedankenexperiment ein: Wie anders ginge es auf unserer Welt zu, wenn sie statt auf Separation auf einer Geschichte des Interbeing, der wechselseitigen Verbundenheit, basierte?

Das Buch ist voll von Geschichten aus dem Alltag, mit denen Eisenstein veranschaulicht, wie kleine, persönliche, mutige Handlungen oder Gesten der freundlichen Großzügigkeit und des Selbstvertrauens Teil der Erzählung dieser neuen Geschichte sind. Und immer wieder macht Eisenstein deutlich, wo man Gefahr läuft, schnelle Schlüsse nach dem alten Muster zu ziehen. So zeichnet er mit feinen Strichen die Skizze einer Karte, die womöglich einen Weg in bisher unbetretenes Gedankenterrain weist. Zugleich gibt er sich keineswegs als erleuchteter Besserwisser. Eisenstein macht kein Hehl aus seiner eigenen Unsicherheit und Ambivalenz und illustriert anhand von für ihn nicht immer ganz schmeichelhaften Beispielen, wie sein eigener Weg der Suche und Erkenntnis verlief und weiterhin verläuft.

Es hat wohl Mut gebraucht, dieses Buch zu schreiben – wie es auch Mut braucht, sich darauf lesend einzulassen. Vielleicht sollte sogar eine Warnung über Wirkung und mögliche Nebenwirkungen beigelegt werden. Buch-Shop

 www.charleseisenstein.net

Artikel von Charles Eisenstein:
Ökonomie der Verbundenheit
Bewusstsein als Schlüssel für Wandel
Info Harald Welzer
Info Niko Paech

Separation

Manchmal ergreift mich eine nostalgische Sehnsucht nach der Märchenwelt meiner Jugendzeit, als an Limonade noch nichts falsch und der Super Bowl wichtig war, und als Amerika der Welt die Demokratie brachte, einen der Doktor wieder in Ordnung bringen konnte, und die Wissenschaft das Leben immer weiter verbesserte – gerade hatten sie den ersten Menschen auf den Mond geschossen.

Das Leben hatte einen Sinn. Wenn man hart genug arbeitete, bekam man gute Noten und konnte in eine gute höhere Schule gehen, dann studieren oder eine andere Ausbildung machen, und man war damit zufrieden. Abgesehen von ein paar unglücklichen Ausnahmefällen hatte man Erfolg, wenn man sich an die Regeln unserer Gesellschaft hielt: Man musste nur die neuesten medizinischen Ratschläge befolgen, informiert bleiben indem man die New York Times las, eine gute Ausbildung abschließen, sich an die Gesetze halten und sich von bösen Dingen wie Drogen fern halten. Natürlich gab es Probleme, aber die Wissenschaftler und Experten arbeiteten hart daran sie zu lösen. Schon bald würde ein weiterer medizinischer Durchbruch, ein neues Gesetz oder eine neue Erziehungsmethode die Lebensumstände weiter verbessern. Meine Kindheitsvorstellungen entstammten einem Narrativ, das ich die “Geschichte von den Menschen” nenne. Danach ist es die Bestimmung der Menschheit mit Hilfe von Wissenschaft, Vernunft und Technologie eine perfekte Welt zu schaffen: Die Natur zu erobern, unsere animalischen Ursprünge zu überwinden, und eine rationale Gesellschaft zu entwickeln.

Aus meinem Blickwinkel damals schienen die Grundvoraussetzungen dieser Geschichte unerschütterlich. Meine Erziehung, die Medien und der Großteil des täglichen Lebens rund um mich ergaben zusammen den Eindruck: “Alles ist in Ordnung.” Heute wird immer offensichtlicher, dass das eine Scheinwelt auf der Basis von immensem menschlichen Leid und massiver Umweltzerstörung war, aber zu der Zeit konnte man in dieser Scheinwelt leben, ohne dass viel Selbsttäuschung nötig war. Die uns umgebende Geschichte war solide. Was nicht ins Bild passte, konnte leicht verdrängt werden.

Trotzdem fühlte ich (wie viele anderen auch), dass in der Welt etwas falsch lief – dieses Gefühl sickerte durch die Risse meiner privilegierten, behüteten Kindheit. Ich fand mich nie ganz mit dem ab, was man mir als normal präsentierte. Das Leben, das wusste ich, sollte eigentlich viel freudvoller, viel wirklicher, viel bedeutsamer sein als dieses, und die Welt sollte viel schöner sein. Es war nicht richtig, dass wir die Montage hassten und nur für die Wochenenden lebten. Wir sollten uns nicht melden müssen, damit man uns erlaubte pinkeln zu gehen. Wir sollten nicht Tag für Tag nicht drinnen gehalten werden, wenn es draußen schön war.

Und als sich mein Horizont erweiterte, wusste ich, dass es nicht vorgesehen war, dass Millionen hungerten, dass über unseren Köpfen das Damoklesschwert der Atomwaffen drohte, dass die Regenwälder schrumpften und die Fische starben oder die Kondore und Adler verschwanden. Ich konnte nicht akzeptieren wie das herrschende Narrativ meiner Kultur diese Dinge behandelte: als bruchstückhafte Probleme, die es zu lösen galt, als unglückliche Fügungen des Lebens, die zu bedauern waren, oder als Tabuthemen, über die man nicht sprach, die man einfach ignorierte.

Wir alle wissen es auf einer bestimmten Ebene besser, nur kann dieses Wissen selten klar artikuliert werden, daher bringen wir es eher indirekt in Form von verstecktem oder offenem Protest zum Ausdruck. Durch Süchte, Selbstsabotage, Aufschieben, Faulheit, Wutanfälle, chronische Müdigkeit und Depressionen hindern wir uns selbst an der Teilhabe am vollen Leben, das uns zur Verfügung steht. Wenn das bewusste Denken keinen Grund findet nein zu sagen, sagt das Unbewusste auf seine eigene Art nein. Immer mehr von uns ertragen es nicht, noch länger in der “alten Normalität” zu verharren.

Dieses Narrativ von Normalität bricht auch auf systemischer Ebene zusammen. Wir leben heute in einer Übergangsphase zwischen den Welten. Die Institutionen, die uns die Jahrhunderte über trugen, haben ihre Kraft verloren. Nur mit zunehmender Selbsttäuschung können wir uns vormachen, sie wären weiterhin aufrecht zu erhalten. Unsere Systeme wie Geld, Politik, Energie, Medizin, Erziehung und andere bringen uns nicht mehr den einstigen Nutzen (den sie zumindest zu bringen schienen). Ihr utopisches Versprechen, das noch vor einem Jahrhundert so verlockend war, verliert jedes Jahr mehr an Glanz. So viele von uns wissen das, und wir geben uns immer weniger Mühe das zu leugnen. Trotzdem scheint es, als könnten wir nichts daran ändern, als könnten wir nicht einmal unsere eigene Beteiligung an der Fahrt der industriellen Zivilisation in den Abgrund aufkündigen.

In meinen früheren Büchern schlug ich vor diesen Vorgang umzudeuten. Man könnte die kulturelle Evolution der Menschen auffassen als eine Geschichte von Wachstum, gefolgt von einer Krise, gefolgt von einer Wiedergeburt: der Entstehung einer neuen Art von Zivilisation, einem Zeitalter der Wiedervereinigung, das auf das Zeitalter der Separation folgt. Vielleicht passiert tiefgreifende Veränderung nur durch einen Zusammenbruch. Sicher stimmt das für viele im persönlichen Bereich. Man mag auf intellektueller Ebene wissen, dass der eigene Lebensstil nicht vernünftig ist, und dass man sein Verhalten ändern sollte. “Ja, ja, ich weiß, ich sollte mit dem Rauchen aufhören. Anfangen Sport zu treiben. Nicht mehr auf Kredit kaufen.”

Aber wie oft ändert sich denn jemand ohne einen Weckruf – oder noch öfter: eine Serie von Weckrufen? Schließlich sind unsere Gewohnheiten in eine Lebensweise eingebettet, die alle Aspekte des Lebens umfasst. Daher kommt die Redensweise, dass man nicht eine Sache verändern kann, ohne alles andere auch zu ändern.

Auf kollektiver Ebene ist das nicht anders. Sobald uns die wechselseitige Verbundenheit all unserer Systeme bewusst wird, sehen wir, dass wir zum Beispiel nicht unsere Energietechnologien ändern können ohne das ihnen zugrunde liegende Wirtschaftssystem zu verändern. Genauso lernen wir, dass alle äußeren Institutionen unsere grundlegende Wahrnehmung der Welt und unsere versteckten Ideologien widerspiegeln. So betrachtet können wir sagen, dass die ökologische Krise (wie alle unsere Krisen) eine spirituelle Krise ist. Damit meine ich, dass sie ganz bis auf den Grund hinunter reicht und alle Aspekte unseres Menschseins berührt.

Und was genau liegt auf diesem Grund? Was meine ich mit einer “Übergangsphase zwischen den Welten”? Am Grund unserer Zivilisation liegt eine Geschichte, ein Mythos. Ich nenne sie die Geschichte von der Welt oder die Geschichte von den Menschen – ein Geflecht aus Narrativen, Übereinkünften und symbolischen Systemen, das die Antworten unserer Kultur auf die grundlegenden Fragen des Lebens bietet:

* Wer bin ich?
* Warum geschehen Dinge?
* Was ist der Sinn des Lebens?
* Was ist die Natur des Menschen?
* Was ist heilig?
* Wer sind wir als Menschheit?
* Woher kommen wir und wohin gehen wir?

Unsere Kultur beantwortet sie mehr oder weniger wie folgt. Ich werde diese Antworten ganz so wiedergeben, wie sie uns die jetzige Geschichte von der Welt liefert, obwohl sie in Wahrheit nie ausschließlich galt, selbst als sie im vergangenen Jahrhundert ihren absoluten Höhepunkt erreichte. Sie werden vielleicht feststellen, dass manche dieser Antworten wissenschaftlich veraltet sind, aber diese veraltete Wissenschaft des 19. und 20. Jahrhunderts speist immer noch unsere Vorstellung von dem was real, möglich und zweckmäßig ist. Die neue Physik, die neue Biologie und die neue Psychologie haben gerade erst begonnen in unsere vorherrschenden Ansichten einzusickern. Hier sind also die alten Antworten:

Wer bist du? Du bist ein separates Individuum unter anderen separaten Individuen in einem Universum, das genauso von dir getrennt ist. Du bist ein kartesianisches Bewusstseinsstäubchen, das hinausschaut durch die Augen eines Roboters aus Fleisch, der von seinen Genen darauf programmiert ist, sein reproduktives Eigeninteresse zu maximieren. Du bist eine psychologische Seifenblase, ein Geist (ob nun gehirnbasiert oder nicht), der getrennt ist von anderen Geistern und getrennt von der Materie. Du bist eine im Fleisch gefangene Seele, abgetrennt von der Welt und abgetrennt von allen anderen Seelen. Oder du bist eine Masse, ein Konglomerat aus Partikeln, die nach unpersönlichen physikalischen Kräften funktionieren.

Warum geschehen Dinge? Wieder, es wirken die unpersönlichen physikalischen Kräfte auf ein beliebiges materielles Substrat aus Elementarteilchen. Alle Phänomene sind das Resultat dieser mathematisch determinierten Interaktionen. Intelligenz, Ordnung, Sinn und Plan sind Illusionen; allem liegt nur ein zielloses Gewirr von Kräften und Massen zugrunde. Jede Erscheinung, jede Bewegung, jedes Leben ist Resultat der Summe an Kräften, die auf Objekte einwirken.

Was ist der Sinn des Lebens? Es gibt keinen Sinn, nur Ursachen. Das Universum ist im Grunde blind und tot. Gedanken sind nichts als elektrochemische Impulse, Liebe ist nichts als eine Hormonkaskade, die unser Gehirn neu verschaltet. Der einzige Sinn des Lebens ist (entgegen dem was wir uns selbst an Sinn zurechtzimmern) nur zu leben, zu überleben, sich fortzupflanzen und das rationale Eigeninteresse zu maximieren. Weil wir grundsätzlich voneinander getrennt sind, geht mein Eigeninteresse höchstwahrscheinlich auf Kosten deines Eigeninteresses. Alles was nicht-Ich ist, ist bestenfalls belanglos für mein Wohlergehen und schlimmstenfalls feindlich.

Was ist die Natur des Menschen? Um uns vor diesem feindlichen Universum aus lauter miteinander konkurrierenden Individuen und unpersönlichen Kräften zu schützen, müssen wir so viel Kontrolle wie möglich ausüben. Wir streben nach allem, was diesem Ziel dient, zum Beispiel Geld, Status, Sicherheit, Information und Macht – all das nennen wir “weltlich”. Am ureigensten Grund unserer Natur, unserer Motivationen und unserer Sehnsüchte liegt, was man nur “das Böse” nennen kann. Das macht einen Menschen aus, der rücksichtslos sein größtmögliches Eigeninteresse verfolgt.

Was ist daher also heilig? Zumal ja das rücksichts- und skrupellose Verfolgen des Eigeninteresses antisozial ist, kommt es darauf an unser biologisches Programm zu überwinden und “nach höheren Dingen” zu streben. Ein heiliger Mensch erliegt nicht dem fleischlichen Verlangen. Er oder sie wählt den Pfad der Entsagung, der Disziplin und steigt auf in spirituelle Sphären oder – in der säkularen Version dieser Suche – in die Sphäre von Vernunft und Geist, Prinzipien und Ethik. Für religiöse Menschen bedeutet heilig: nicht von dieser Welt. Die Seele ist vom Körper getrennt, und Gott schwebt hoch über der Erde. Trotz ihrer oberflächlich betrachteten Gegensätzlichkeit sind sich Wissenschaft und Religion einig: das Heilige ist nicht Teil von dieser Welt.

Wer sind wir als Menschheit? Wir sind eine besondere Tierart; mit unseren Gehirnen, die es uns erlauben, sowohl kulturell als auch genetisch Information weiterzugeben sind wir der Gipfel der Evolution. Wir sind einzigartig, weil wir eine Seele besitzen (aus religiöser Sicht) oder rationale Vernunft (aus wissenschaftlicher Sicht). In unserem mechanischen Universum haben allein wir Bewusstsein und das Rüstzeug, die Welt nach unseren Vorstellungen zu formen. Die einzige Grenze, die uns beschränkt, ist die Menge an Kraft, die wir uns nutzbar machen und die Genauigkeit, mit der wir sie anwenden können. Je mehr uns das gelingt, umso besser sind wir dran in diesem gleichgültigen oder feindseligen Universum, umso bequemer und sicherer.

Woher kommen wir und wohin gehen wir? Am Anfang waren wir nackte, unwissende Tiere, die mit knapper Not überlebten, und unser Leben war widerlich, brutal und kurz. Glücklicherweise ersetzte dank unserer großen Gehirne die Wissenschaft den Aberglauben und die Technologie das Ritual. Wir stiegen auf und wurden die Herren und Meister der Natur, zähmten Pflanzen und Tiere, machten uns die Naturkräfte zunutze, bekämpften Krankheiten und enthüllten die tiefsten Geheimnisse des Universums. Unsere Bestimmung ist es, diese Eroberung zu vervollkommnen: uns von Mühe und Arbeit zu befreien, von Krankheit, ja selbst vom Tod, zu den Sternen aufzusteigen und die Natur endgültig hinter uns zu lassen.

In diesem Buch werde ich von dieser Weltsicht als “die Geschichte von der Separation” oder “die alte Geschichte” sprechen oder mich manchmal auf ihre Teilaspekte beziehen, “die Geschichte vom Aufstieg” oder “das Programm der Kontrolle” und so weiter.

Die Antworten auf diese Fragen sind kulturabhängig, aber wir sind von ihnen so durchdrungen, dass wir sie für die Wirklichkeit selbst hielten. Diese Antworten verändern sich heute, und mit ihnen alles, was auf ihnen beruht – also praktisch unsere gesamte Zivilisation. Deshalb befällt uns manchmal dieses schwindelerregende Gefühl, dass die ganze Welt auseinanderfällt. Wie an einem Abgrund stehen wir, wenn wir die Leere dessen erkennen, was einst so real, zweckmäßig und dauerhaft schien. Was nun? Wer bin ich? Was ist wichtig? Was ist der Sinn meines Lebens? Wie kann ich ein wirksamer Akteur der Heilung sein? Die alten Antworten verblassen, so wie die Geschichte von den Menschen, die sie einst lieferte, um uns herum zusammenbricht.

Dieses Buch weist einen Weg aus der alten Geschichte hinaus, durch den leeren Raum zwischen den Geschichten in eine neue hinein. Es wendet sich an die Leserin und den Leser einerseits als diesem Übergang selbst unterworfene Subjekte und andererseits als Agenten des Wandels – für andere Menschen, für unsere Gesellschaft und für unseren Planeten.

Wie die Krise führt auch der Wandel ganz hinunter bis auf den Grund. Im Inneren ist er nichts Geringeres als eine Transformation der Erfahrung dessen was es heißt, lebendig zu sein. Im Äußeren ist er nichts Geringeres als eine Transformation der Rolle, die die Menschheit auf dem Planeten Erde spielt.

Ich schreibe dieses Buch nicht als jemand, der diesen Wandel selbst schon vollzogen hat. Weit gefehlt, ich bin nicht mehr berechtigt dieses Buch zu schreiben als jeder andere Mann oder jede andere Frau. Ich bin weder eine Inkarnation noch ein Heiliger, ich bin kein Medium für erleuchtete Meister oder E.T.s, ich habe keine außergewöhnlichen psychischen Kräfte, bin kein intellektuelles Genie, ich habe keine außergewöhnlichen Entbehrungen auf mich genommen, keine Feuerprobe bestanden, ich habe weder eine besonders tiefe spirituelle praktische Erfahrung noch eine schamanische Ausbildung. Ich bin ein gewöhnlicher Mann. Sie werden meine Worte also für sich selbst sprechen lassen müssen.

Und wenn meine Worte ihren Zweck erfüllen, nämlich ein Katalysator zu sein für den nächsten Schritt, sei er groß oder klein, hin zu der schöneren Welt, von deren Möglichkeit unsere Herzen wissen, dann wird meine Gewöhnlichkeit sogar höchst bedeutungsvoll. Sie zeigt wie nahe wir alle, wir gewöhnlichen Menschen, einer tiefgreifenden Veränderung des Seins und des Bewusstseins sind. Wenn ich, ein gewöhnlicher Mann, es sehen kann, dann müssen wir beinahe schon dort angekommen sein.

 

Deutsche Onlineausgabe

 

Die schönere Welt ist möglich
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Nachhaltigkeit + die Entdeckung Trojanischer Pferde…

Populäre Projektionen dessen, wie eine Bewusstseinsveränderung aussehen wird, sind in den meisten Fällen nur eine Neugestaltung der „alten Denkschablonen „. Eine größere, bessere Box, in der das Paradigma aufgewertet wird, das die Bedingungen verbessert, unter denen wir unsere Sucht auf eine „grüne“ Art und Weise genießen können.

So wichtig wie das ökologische Bewusstsein ist, es ist nicht genug. Das neue Paradigma kann nicht aus der intellektuellen Abstraktion einer dualistischen Interpretation einer „besseren Welt“ verwirklicht werden, die auf der Infrastruktur der existierenden Varianten-Matrix aufbaut, die dieses Paradigma erzeugt.

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