Die andere Lust an der Arbeit. Ein neues gesellschaftliches Bewusstsein – LOHAS, der Lifestyle of Health and Sustainability – ist im Begriff, nicht nur die Konsumgewohnheiten und die Lebensweise zu verändern, sondern auch die Arbeitswelt. An die Unternehmen ganz neue Herausforderungen. Technologie, Globalisierung und ein Arbeitsrhythmus, der immer schneller wird und kaum mehr Routine zulässt, hat den Beschäftigten in den letzten zwanzig Jahren viel Anpassungsfähigkeit, Flexibilität und Kompromissbereitschaft abverlangt.
Phänomene wie Arbeitslosigkeit, Präkariat, also schlecht bezahlte und befristete Teilzeitjobs sowie das Entstehen von Working Poor haben gerade bei jungen Menschen eine neue Arbeitsmoral entstehen lassen. Kreativarbeiter mit neuem Selbstbewusstsein. Und nicht nur sie, auch die meisten Angestellten haben mittlerweile durch Reorganisationen, Übernahmen und Fusionen am eigenen Leib erfahren, dass es im Berufsleben keine Sicherheit gibt und sie schlicht zu den vielfältigen Ressourcen eines Unternehmens gezählt werden, auf die nur nach Bedarf zugegriffen wird. Während die neue Unsicherheit die einen in die Resignation, in den Rückzug der Frühpensionierung, in Krankheit oder Invalidität treibt, setzt sie bei anderen kreative Energien frei. Sie werden zu Profis im Umgang mit Unsicherheit. Als Gegenleistung fordern sie nicht weniger als die Möglichkeit, sich durch ihre Arbeit beruflich und persönlich selbst verwirklichen zu können. Es sind dies die Wissens- und Kreativarbeiter, also jene, die den Unternehmen die unverzichtbaren Innovationen bringen, denn:
Kreativität ist die Produktivität in der Wissensökonomie
Der Hauptantrieb der Kreativarbeiter ist weder ein Spitzenlohn, noch eine steile Karriereleiter, noch Anreize materieller Art, sondern eine möglichst hohe Selbstgestaltung ihres Berufsumfeldes. Das beginnt beim Arbeitsort, der Arbeitszeit und den Arbeitsbedingungen und geht bis zu eigenen Portfolios, neuen Geschäftsmodellen, ständiger Weiterbildung und Persönlichkeitsentwicklung. Sie sehen sich weder als Befehlsempfänger noch als reine Leistungserbringer, sondern gehen davon aus, dass die eigene kreative Gestaltung ihrer Arbeit nicht nur geduldet, sondern erwartet wird.
Wurzeln liegen in den USA
Der Aufstieg der Kreativarbeiter wird von drei Hauptfaktoren begünstigt. An erster Stelle steht die veränderte Bedeutung von Innovation im hyperkonkurrenten und globalen Wirtschaftsprozess. Diese besteht immer weniger in einer quantitativen Steigerung, denn in einer qualitativen Verbesserung von Marketing- und operativen Methoden, Produkten und Dienstleistungen oder Geschäftsfeldern und -modellen. Der zweite Faktor ist die gewaltige Expansion des Medien- und Entertainment-Komplexes, der den Menschen immer mehr zum öffentlichen Akteur macht und ein Rückzug in den diskreten Raum der Anonymität verhindert. Der dritte Faktor ist die bereits erwähnte Auflösung fester und kontinuierlicher Arbeitsverhältnisse. Das Phänomen der Kreativarbeiter ist erstmals im Jahr 2000 im Buch Creative Culturals vom amerikanischen Soziologen Paul Ray und der Psychologin Sherry Ruth Anderson beschrieben worden. Als in den Schlussfolgerungen einer Studie des US-Marktforschungsinstituts Conscious Media die Bezeichnung Lifestyle of Health and Sustainability auftauchte, wurden die Parallelen zwischen dem informierten und hybriden Konsumenten und dem kreativ arbeitenden Lebenskünstler offensichtlich.
Nachhaltige Lebensqualität
Arbeit soll Sinn machen
Community-Brains (20 Prozent), für welche Arbeiten gleichzeitig Anforderung, Herausforderung und Freude ist. Sie schätzen den aktiven Kontakt mit anderen Menschen, seien es Kunden oder KollegInnen, bevorzugen gemeinsame Prozesse und Gemeinschaft am Arbeitsplatz – und reagieren negativ auf Machtausübung.
Venturists (18 Prozent), gut ausgebildete und kompetente Spezialisten, die oft auf eigene Rechnung arbeiten. Als neugierige und unabhängige Qualitätsfanatiker sind sie eindeutig der kreativen Klasse zuzuordnen.
Balancer (9 Prozent), für die ein stimmiges Verhältnis zwischen Arbeit und Privatleben im Vordergrund steht. Arbeit ist zwar integraler Bestandteil im Leben dieser Familienmenschen, doch auch ein Vehikel für ein glückliches Leben mit beziehungsorientierten Werten. (Self-)Achiever (8 Prozent), für welche Arbeit zentraler Bestandteil ihrer Identität und für die Selbstbestätigung ihres Ego zuständig ist. Ambitioniert wie sie sind, zielen sie auf erfolgreiche Projekte, die ihnen gesellschaftliches Ansehen und berufliches Vorankommen bringt.
Was macht einen Arbeitgeber attraktiv?
Leben und der Arbeitsrealität gegenüber sehr anspruchsvoll sind. Ihr Engagement gilt der Mission und Vision des Arbeitgebers, mit dem zusammen sie etwas erreichen wollen, das sie alleine nicht schaffen könnten. «Missionen» dagegen wie die Besten zu sein, den höchsten Profit einzufahren oder Aktionäre und das Management zu mästen, sind unattraktiv und können immer weniger motivieren.
1. Herausfordernde Arbeit
2. Hohes Mass an Selbständigkeit
3. Lern- und Entwicklungsmöglichkeiten
4. Positive finanzielle Situation des Unternehmens
5. Aufstiegsmöglichkeiten
6. Work-Life Balance
7. Abwechslungsreiche Arbeit
8. Vergütung mit individueller Leistung verknüpft
9. Reputation des Unternehmens
10. Leistung/Qualität der Kollegen
Arbeit wird mit ständigem Lernen durch neue Situationen und neue Aufgabenstellungen verbunden und als eine Bereicherung empfunden, die «neue Horizonte eröffnet». Drei Viertel geben an, jeder neue Arbeitstag bringe für sie eine neue, spannende Herausforderung und gleich viele sehen in der Arbeit eine Notwendigkeit, die sie sich so angenehm wie möglich gestalten wollen. Die zentralen Produktivkräfte sind Kreativität und Selbständigkeit. Die Arbeitseinstellung wird durch das persönliche und ganzheitliche Wohlfühlen definiert und nicht mehr durch das Sicherheitsbedürfnis und Statusziele.
LOHAS und die Frauen
Netzwerk-Fitness: über die Landesgrenzen hinweg
Resilienz: immer wieder von grosser Arbeitsbelastung zurückfedern in den Normalzustand
Fehlertauglichkeit: auf die Nase fallen und weitermachen
Treibsandtauglichkeit: auf losem Grund laufen, trotz Merger und Reorganisation.
Fazit