Social Business + Konzerne

Auf Kundenfang in Indien und Afrika

five children smiling while doing peace hand sign
Foto von Larm Rmah

Social Business – Wirtschaftsmodell der Zukunft? Oder Gefahr des Social-Washing? Was ist Social Business? Auf der Veranstaltung VISION SUMMIT 2009 wurde die Arbeit von Friedensnobelpreisträger Prof. Yunus erstmals im grösseren Rahmen vorgestellt. Diese im Jahr 2008 gestartete weltweite Kampagne für „Social Business“ beabsichtigt nichts Geringeres zu erreichen, als die Etablierung eines neuen ergänzenden Sektors in der Weltwirtschaft, der sich der ökonomischen Lösung der drängendsten sozialen Probleme in der Welt verschreibt.

Social Businesses unterscheiden sich von normalen Unternehmen durch zwei Merkmale:

  • Ihre Zweckbestimmung ist allein auf die Lösung der wichtigsten sozialen Probleme ausgerichtet.
  • Bei Social Businesses steht für Investoren der „Social Return on Invest“ im Vordergrund. Yunus selbst präferiert, wenn solche Sozialinvestoren nichts weiter erwarten als einen Social Return on Invest.

„Social Businesses“ sollen im Unterschied zu sozialen Projekten mit gleicher inhaltlicher Zielsetzung wie ganz normale Unternehmen arbeiten, also mit angemessenen Löhnen und mit Gewinnorientierung. Der Gewinn soll jedoch im Ideal- bzw. Regelfall im Unternehmen verbleiben und damit der Ausweitung der problemlösenden Dienstleistung dienen.

Social Businesses können von sozial motivierten Gründern (Entrepreneurs) ins Leben gerufen werden, als zweite separate Unternehmenssparte von traditionellen Unternehmen, als unternehmerische Zweige von Nichtregierungsorganisationen oder als Social Joint Ventures zwischen traditionellen Unternehmen und bestehenden Sozialunternehmen (Beispiel: Grameen Danone). Das GENISIS Institut bildet zur Unterstützung seiner Arbeit sowie zur wechselseitigen Unterstützung von solcherart orientierten Social Entrepreneurs ein Global Entrepreneurs Network.

Prof. Muhammad Yunus und Hans Reitz als Kreativberater von Yunus gründeten 2008 ein Joint Venture zwischen dem Yunus Centre in Bangladesh und der Event- u. Kommunikationsagentur circ. Nach eigenen Aussagen sollte das Grameen Creative Lab dazu dienen, die Ansätze des Grameen Social Business im Sinne von Prof. Yunus bekanntzumachen und zu etablieren. Gegenstand der Aktivitäten ist insbesondere die Beratung von Unternehmen zur Gründung von Social Business Projekten in Zusammenarbeit mit der Grameen Organisation, sowie die Unterstützung von Investoren bei der Suche nach geeigneten Investitionsobjekten.
Idee vom sozialen Unternehmer. Dass sich internationale Konzerne mit Produkten für Menschen jenseits ihrer eigentlichen Zielgruppe beschäftigen, ist auch Mohammed Yunus zu verdanken.

Grameen Social Business

Konzerne tragen Marken zu den Ärmsten

Auf Kundenfang in Indien und Afrika?

SAP AG und Grameen Creative Lab möchten ein Social Business in Ghana etablieren. Mikrokredite und IT als ein Schlüssel gegen Armut. „Social Business – ein Konzept für die Zukunft?“ – zu diesem Thema diskutierten 90 Teilnehmer im Rahmen des econsense-Stammtisches am 8. Juli 2010 bei der SAP AG in Berlin. Als Unternehmensinitiative steht econsense für die unternehmerische Seite von Nachhaltigkeit. Gesprächspartner auf dem Podium waren Saskia Bruysten, Director des Grameen Creative Lab (S. Bruysten, Director – former management consultant at the Boston Consulting Group, Munich and New York), und Daniel Schmid, Head of Sustainability Operations der SAP AG.
„Social Business“ steht für die Idee, die Innovationskraft von unternehmerischem Handeln für gesellschaftliche Ziele zu nutzen. Das Konzept geht auf Nobelpreisträger Professor Muhammad Yunus, den Gründer der Grameen Bank, zurück. Die positiven Erfahrungen mit Social Business möchten die SAP AG und Grameen Creative Lab in einem Projekt in Ghana nutzen. Dieses Projekt führt SAP zusammen mit der Organisation PlaNet Finance durch. Frauen, die Shea-Nüsse sammeln und verarbeiten, sollen durch Mikrokredite, Bildung und innovative Informations- und Kommunikationstechnologie einen besseren Marktzugang erreichen. Daniel Schmid: „Wir sind davon überzeugt, dass wir durch die Anwendung der Social Business Prinzipen unser Shea-Projekt im Norden Ghanas, an dem wir gemeinsam mit unserem Partner PlaNet Finance arbeiten, langfristig sicherstellen können.“ Weitere Informationen zu dem Projekt „Shea in Ghana“ finden Sie unter:
www.sap.com/germany.

Fragen:

  • Welches Ziel wird durch Einsatz der SAP Software verfolgt, wenn im besten Falle der Zwischenhandel übersprungen wird, der eventuell aus dem eigenen Umfeld der Frauen kommt?
  • Ist ein Ansatz von Social Business nicht eher in der gerechten Bezahlung der Rohstoffe im Handel zu europäischen Abnehmern zu suchen?
  • Wie transparent ist der Einsatz der Mittel von SAP in Höhe von 1.5 Mio EUR auf eine Laufzeit von knapp 2 Jahren?
  • Grammeen Creative Lab fungiert hier als Initiator und Berater und hat welchen Aufgaben-Anteil und in welcher Höhe sind Honorare?
  • Ist bei Social Business die Offenlegung solcher Zahlen nicht wichtig für die Glaubwürdigkeit? Was nützt die Aussage von Grameen Lab, dass kein Profit erwirtschaftet wird, wenn Beraterhonorare ungenannt bleiben und gewöhnlich sehr hoch angesetzt sind?
Transparenzsysteme führen zu Glaubwürdigkeit

 

Reebok bzw. adidas
Nobelpreisträger Muhammad Yunus und die deutsche Firma wollen den Menschen in der Dritten Welt zu günstigen Schuhen verhelfen. Der weltgrösste Sportartikelhersteller beabsichtigt, einen Billigschuh zu entwickeln und in Bangladesh auf den Markt zu bringen. Weil im asiatischen 150-Millionen-Land viele Menschen barfuss gehen, infizieren sie sich oft mit einer heimtückischen Wurmkrankheit. Als „Social Business“ bezeichnet Yunus diese Art der Kooperation.

Test für Ein-Euro-Turnschuh
Vor einigen Monaten wurde die erste Untersuchungsphase des Schuh-Projekts in Zusammenarbeit mit Yunus´ Grameen Creative Lab abgeschlossen, sagte ein Konzernsprecher. Und die Adidas-Marke Reebok gehe in die nächste Phase des Projekts: Im Herbst 2010 starte ein Pilottest in mehreren Dörfern in Bangladesch. Dort sollen die erschwinglichen Schuhe, die vor allem vor Infektionskrankheiten schützen sollen, angeboten werden. FTD.de

Fragen:

  • Die Begründung des Schuhprojektes wird mit Infektionen einer Wurmkrankheit durch „viele“ Menschen genannt, die barfuss gehen müssen. Wie viele Menschen sind das genauer?
  • Gibt es diese Wurmkrankheit nicht viel häufiger auf dem afrikanischen Kontinent?
  • Hat Grameen Lab für adidas Indien als Projektverortung deshalb gewählt, weil hier innerhalb der letzten 15-20 Jahre 300 Mio Menschen durch den rasanten Aufschwung zu Wohlstand gekommen sind und sich weiter der westlichen Lebensweise zuwenden? (u.a. Mercedes, VW, BMW und Allianz sind bereits seit Jahren vor Ort)
  • Ist dieses Social Business Projekt von adidas mit Yunus nicht die Gelegenheit für einen perfekten Markteintritt in Indien?
  • Selbst wenn das von Yunus sogar gewollt sein sollte und die Ausweitung des Business legitim sei, ist die Kommunikation und Durchführung des Social Business Projektes in der Form nicht fragwürdig unter dem Begriff Social-Washing?

Weitere Info > Artikel FTD.de

Global Social Business Summit in der Autostadt Wolfsburg

 

The Global Social Business Summit 2010  (3.-5.11.2010)

Der Global Social Business Summit, initiiert von Prof. Muhammad Yunus und The Grameen Creative Lab in Wiesbaden, ist die einzige globale und kreative Plattform für die Social Business Community. Hochrangige Experten zum Thema Social Business kommen zusammen, um über bisherige Erfahrungen, zukünftige Möglichkeiten und konkrete Ziele zu sprechen. Die Autostadt, Kommunikations-plattform des Volkswagenkonzerns, unterstützt im November 2010 als Gastgeber und Partner nun zum zweiten Mal in Folge, nach dem Global Grameen Meeting 2009, den weltweit einzigartigen Kongress aller globalen Social Business-Initiativen unter der Schirmherrschaft von Friedensnobelpreisträger Prof. Muhammad Yunus.

Anlässlich des Global Social Business Summit 2010 traten Friedensnobelpreisträger Professor Muhammad Yunus und Bestsellerautor Paulo Coelho am 4. November 2010 in der Autostadt in Wolfsburg erstmals gemeinsam auf. www.autostadt.de

Corporate World
adidas Group, ArcelorMittal, BASF, Continental, Credit Agricole, Deutsche Telekom, E.ON, Fast Retailing, GE Healthcare, Groupe Danone, Intel, Hindustan Construction Company, Humana, Mainova, Otto Group, Pfizer, Procter & Gamble, SAP, Solar World, Unicredit Group, UNIQLO, Veolia Water, Volkswagen

Academic World
Bocconi University, California State University Channel Island, European Business School (EBS), Glasgow Caledonian University, HEC Paris, Harvard Business School, Humboldt Viadrina School of Government, IESE Barcelona, Istituto Europe di Design, Kwansei Gakuin University, Kyushu University, Leuphana University, McGill University, Rikkyo University, Sigmud Freud Private University, University of Glasgow, Zeppelin University

Offizielle Website des Gipfels: www.gsbs2010.com
Im Rahmen des von der Vodafone-Stiftung und dem Grameen Creative Lab organisierten „Young Challengers Meeting“ nahm Dan-Felix Müller am „Global Social Business Summit“ in der Autostadt Wolfsburg teil. Neben Prof. Muhammad Yunus, einer der Väter von Mikrokrediten und der „Social Business“-Ideen und Friedensnobelpreisträger von 2007 nahmen auch der brasilianische Autor Paulo Coelho und der indische Regisseur Shekar Kapur teil. Die CEOs von Danone, BASF und adidas waren ebenfalls anwesend, gaben allerdings eher ein zweifelhaftes Bild ab. BASF-Chef Jürgen Hambrecht war zumindest sehr ehrlich: „Social Business“ sei für ihn eine Mischung aus „Pre-Marketing“ (sprich: Markterkundung und -erschließung) und Charity (klassische Wohlfahrt). Kann es bei Social Business nur um Marktentwicklung gehen? Ist es ein sinnvolles Ziel, „Entwicklungsländern“ zu helfen, sich dahin zu entwickeln, wo die „Industrienationen“ heute stehen?

Philippa Young von dieser Filmcrew hat auch einen lesenswerten Bericht über den Gipfel geschrieben: www.readingcomesbetweenus.wordpress.com

Fotos der Veranstaltung: www.facebook.com

Ein Visionär scheitert?

yunusMikrokredite sollen Armen helfen, sich wirtschaftlich selbstständig zu machen. Muhammad Yunus erhielt für die Idee sogar den Friedensnobelpreis. Was kaum einer weiß: Immer mehr Kreditnehmer geraten dadurch in eine Schuldenfalle. Es ist unbestritten, dass Kreditnehmer auf diese Weise der Armut entkommen sind. Die Frage ist nur, wie viele. Wie hoch ist die Erfolgsquote von Mikrokrediten wirklich?

Grameen selbst, die weltgrößte Bank dieser Art, hat 7,5 Millionen Kreditnehmerinnen (fast alle Kunden sind Frauen). Die Bank gibt an, dass 64 Prozent nach fünf oder mehr Jahren der Betreuung die Armut überwunden hätten. Dagegen steht jedoch eine Analyse des Wirtschaftswissenschaftlers Anu Muhammad von der Jahangirnagar Universität in der Nähe von Dhaka, der Hauptstadt Bangladeschs: Ihr zufolge profitieren nur fünf bis zehn Prozent der Kunden von den Krediten. Bei 45 bis 50 Prozent ändert sich die Lage kaum, und 40 Prozent stehen zum Teil erheblich schlechter da als vorher – nicht mehr nur arm, sondern bis über beide Ohren verschuldet, meist bei mehreren Kreditgebern. Längst tummeln sich auf diesem Feld nicht mehr nur Hilfsorganisationen oder soziale Banken, sondern auch Privatbanken und Investoren, die mit kleinen Darlehen große Geschäfte machen wollen – letztlich auf dem Rücken der Armen … www.natur.de

 

About

Nachhaltigkeit + die Entdeckung Trojanischer Pferde…

Populäre Projektionen dessen, wie eine Bewusstseinsveränderung aussehen wird, sind in den meisten Fällen nur eine Neugestaltung der „alten Denkschablonen „. Eine größere, bessere Box, in der das Paradigma aufgewertet wird, das die Bedingungen verbessert, unter denen wir unsere Sucht auf eine „grüne“ Art und Weise genießen können.

So wichtig wie das ökologische Bewusstsein ist, es ist nicht genug. Das neue Paradigma kann nicht aus der intellektuellen Abstraktion einer dualistischen Interpretation einer „besseren Welt“ verwirklicht werden, die auf der Infrastruktur der existierenden Varianten-Matrix aufbaut, die dieses Paradigma erzeugt.

Gut zu wissen
Informationen zu akutellen Themen