Digitale Technokratie oder noch besser Technofeudalismus

Yanis Varoufakis + Endspiel des Kapitalismus

Yanis Varoufakis ist ein hervorragender Ökonom. Er wurde bekannt als griechischer Finanzminister während der kurzen Syriza-Regierungszeit, als Griechenland inmitten der Euro-Krise gegen das Diktat von Frankfurt (EZB), Berlin, Brüssel und Washington (IWF) aufbegehrte. Er scheiterte an der Übermacht der Europäischen Zentralbank und der Regierung von Deutschland und den anderen Nordländern, die mit allen Mitteln die Vorherrschaft und die Privilegien ihres Finanzsektors verteidigten. Die starke Tendenz zur Konzentration bei den Gewinnern des Wettbewerbs, die dem Kapitalismus innewohnt und die durch die Eigenheiten der Digitalwirtschaft verstärkt wird, hat dafür gesorgt, so Varoufakis, dass der Wettbewerb immer weniger wurde. Stark dazu beigetragen hat die von den Zentralbanken vor dem Jahrtausendwechsel begonnene Geldschwemme zur Bekämpfung einer Serie von immer schwereren Finanzkrisen. Der Finanzsektor, dem das Geld kostenlos oder zu Negativzinsen in fast unbegrenzter Menge zur Verfügung gestellt wurde, finanzierte damit die oft lange Zeit sehr verlustträchtige Expansion von Digitalkonzernen wie Amazon und Uber. Diese konnten viele Milliarden Dollar Verlust anhäufen, während sie wuchsen und wuchsen und immer mehr Konkurrenten aus ihren Märkten verdrängten. Heute sind eine Handvoll Digitalkonzerne in den USA viel mehr Wert als alle Aktiengesellschaften Europas zusammen. Der Wert einer Aktiengesellschaft ist ein Maß für seine Marktmacht, denn er speist sich aus den Gewinnen, besser Renten, der Zukunft, die man diesen Konzernen zutraut. Der Unternehmenswert ist auch ein Maß für die politische Macht dieser Konzerne. Sie können Unsummen für die besten Juristen, Ökonomen und PR-Fachleute ausgeben, um Regierungen und Öffentlichkeit freundlich und gefügig zu stimmen, und sie tun das auch. Sie können gelassen zuschauen, wie Start-Ups Neues entwickeln, denn deren Erfolge können ihnen nicht gefährlich werden. Wenn sie etwas Nützliches entwickelt haben, werden sie gekauft oder notfalls zerstört. Am Geschäftsmodell von Amazon lässt sich sehr schön beschreiben, wie der Technofeudalismus der schönen neuen digitalen Welt funktioniert. Amazon gehört der Marktplatz und das Unternehmen bekommt von jedem, der darauf verkaufen will, einen Wegezoll. Amazon weiß alles über die Nachfrager und alles über die Anbieter. Amazon entscheidet auch, welche Produkte die Nachfrager bevorzugt oder überhaupt zu sehen bekommen. Amazon kann den Preis, den die einzelnen Nachfrager angezeigt bekommen, variieren und an die geschätzte Zahlungsbereitschaft anpassen. Amazon tritt auch selbst als Anbieter auf. Das Ergebnis sieht zwar noch aus wie ein Markt, aber es hat in Wahrheit nicht mehr viel mit dem freien Zusammenspiel von Angebot und Nachfrage zu tun. www.norberthaering.de

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Nachhaltigkeit + die Entdeckung Trojanischer Pferde…

Populäre Projektionen dessen, wie eine Bewusstseinsveränderung aussehen wird, sind in den meisten Fällen nur eine Neugestaltung der “alten Denkschablonen “. Eine größere, bessere Box, in der das Paradigma aufgewertet wird, das die Bedingungen verbessert, unter denen wir unsere Sucht auf eine “grüne” Art und Weise genießen können.

So wichtig wie das ökologische Bewusstsein ist, es ist nicht genug. Das neue Paradigma kann nicht aus der intellektuellen Abstraktion einer dualistischen Interpretation einer “besseren Welt” verwirklicht werden, die auf der Infrastruktur der existierenden Varianten-Matrix aufbaut, die dieses Paradigma erzeugt.

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