Ecological Awareness

Die Moral der Wirtschaft

fachhochschule swfWenn Sie einen Blick in die Umfragen der letzen Jahre werfen, in denen die Bürger der Bundesrepublik Deutschland befragt wurden, wie sie zu Markt und Wettbewerb stehen, dann offenbart sich ein politisches Problem. Die Hälfte der Bevölkerung steht Demokratie und Markt ablehnend gegenüber.

Statement zur Ethik.Woche von Prof. Dr. Bernd M. Filz 
Das Wirtschaftsleben, wie es sich heute zeigt, ist gekennzeichnet durch individuellen und nationalen Egoismus, Ausbeutung menschlicher und natürlicher Ressourcen, einem Streben nach maximaler Rendite. Trotz aller Skandale, die dieses „alte“ Denken hervorbringt, trotz der scheinbar alles dominierenden Zahlenorientierung in den Unternehmen gibt es doch Anzeichen für ein „neues“ Denken. Eine zunehmende Zahl von Unternehmen investieren in Unternehmenskultur, in die Entwicklung einer Vision oder in die Erstellung von Führungsleitlinien, kurzum in ein besseres Miteinander und in eine sinnstiftende Arbeit.

Immer mehr Manager sind persönlich auf der Sinnsuche. Das rührt daher, dass viele Führungskräfte jahrelang nur funktioniert haben. Sie sind oftmals reduziert auf ihre Funktion und ein Funktionieren. Das Menschsein ist immer mehr in den Hintergrund getreten.
Jetzt spüren sie eine Leere in sich und begeben sich auf die Sinnsuche. Wer ernsthaft sucht, findet heute ein Angebot an Seminaren und Kongressen mit Titeln, wie „Der neue Geist in der Wirtschaft“ oder „Mehr Spirit im Business“. Vermittelt wird dort eine andere Sicht. Der „neue Geist“ wird z.B. als ein Bewusstsein beschrieben, das in der Lage ist, integral zu denken, die Qualitäten des Herzens zu achten und die Menschlichkeit als handlungsleitende Kraft allen wirtschaftlichen und politischen Handlungen und Entscheidungen voranzustellen.

Es geht darum zu erkennen, dass das Wirtschaftsleben, wie es sich heute zeigt,  in eine Sackgasse führen wird. Ein Umdenken ist dringend erforderlich. Dazu wollen wir mit der Ethik-Woche einen Beitrag leisten.

Statement zur Ethik.Woche von Prof. Dr. Rüdiger W. Waldkirch
Die Marktwirtschaft wird als unsolidarisch betrachtet, als ein System, das sowohl den Egoismus als auch den Materialismus stärkt. Marktwirtschaft verführt die Menschen zu nimmersatten, geldgierigen Rafkes – wie uns die all monatlichen Medienberichte über die ‚exorbitanten’ Vergütungen der Wirtschaftsbosse immer wieder erinnern. Auffällig dabei ist auch, dass insbesondere viele Akademiker die Marktwirtschaft scharf ablehnen, da sie zu einer Ökonomisierung aller Lebensbereiche und Sinnwelten führe. Diese moralische Einschätzung hat Folgen für die Politik und die handelnden Akteure: Politisch wird auf ein Zurückdrängen marktwirtschaftlicher Mechanismen plädiert, wo eigentlich auf ihre Stärkung gesetzt werden sollte, um die Herausforderungen der Globalisierung zu meistern. Persönlich sehen sich Manager mit Unverständnis bis harter moralischer Kritik konfrontiert, wenn sie – allein systembedingt – auf eine nachhaltige Unternehmenswertsteigerung ausgerichtet sein müssen. Die politische und individuelle Verunsicherung ist ein Beweggrund dafür, weshalb ich wirtschafts- und unternehmensethische Themen in den wirtschaftlichen Studiengängen der Fachhochschule Südwestfalen in Meschede verankert wissen will. Wenn Sie so wollen, ist die Ethik.Woche nur die hoffentlich weithin sichtbare Spitze des Eisberges, eine Auftaktveranstaltung, mit der wir einerseits Fahrt für die Reise aufnehmen und andererseits auch signalisieren wollen, dass wir uns in Meschede dieses Themas annehmen.  Sie mögen fragen, ob das Bemühen um Moral und Ethik in den Händen von Wirtschaftswissenschaftler überhaupt gut aufgehoben ist. Ich denke ja, auf alle Fälle. Selbst Papst Benedikt XVI. hat einmal formuliert, dass – ich zitiere wörtlich „[e]ine Moral, die … die Sachkenntnis der Wirtschaftsgesetze überspringen zu können meint, [..] keine Moral, sondern Moralismus, also das Gegenteil von Moral“ ist. Und wer kennt sich denn mit den Gesetzen der Wirtschaft besser aus als Wirtschaftswissenschaftler. Gerne gestehe ich zu, dass auch in diesem Fall wechselseitige Lernmöglichkeiten existieren: So wie moralisch argumentierende Menschen von den Wirtschaftswissenschaften etwas über die Gesetze des Marktes lernen können, so können Wirtschaftswissenschaftler von ihnen auch viel über moralische Ideen und Weiterentwicklungsmöglichkeiten lernen. Auf breiter Front wird sich Moral jedoch niemals gegen die Funktionsgesetze der modernen Gesellschaft durchsetzen lassen, sie wird vielmehr erst durch diese möglich.

Quelle: Fachhochschule Südwestfalen
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Nachhaltigkeit + die Entdeckung Trojanischer Pferde…

Populäre Projektionen dessen, wie eine Bewusstseinsveränderung aussehen wird, sind in den meisten Fällen nur eine Neugestaltung der „alten Denkschablonen „. Eine größere, bessere Box, in der das Paradigma aufgewertet wird, das die Bedingungen verbessert, unter denen wir unsere Sucht auf eine „grüne“ Art und Weise genießen können.

So wichtig wie das ökologische Bewusstsein ist, es ist nicht genug. Das neue Paradigma kann nicht aus der intellektuellen Abstraktion einer dualistischen Interpretation einer „besseren Welt“ verwirklicht werden, die auf der Infrastruktur der existierenden Varianten-Matrix aufbaut, die dieses Paradigma erzeugt.

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